Berlinale 2010
Ein Oscar für Christian Berger?

Ein Oscar für Christian Berger?

Der für den Oscar nominierte österreichischen Kameramann Christian Berger sprach in Berlin im Rahmen einer „Cinematography Master Class“ über seine Arbeit.
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von (themovieslave)
Am Dienstag, den 16.02.10 war Christian Berger als Redner im Berliner HAU Theater im Rahmen des Berlinale Talent Campus zu Gast. Als Michael Hanekes Standard-Director-Of-Photography schon lange eine Legende unter den europäischen Kameramännern, ist er spätestens seit „Das Weiße Band“ auch international ein mehr als nur geschätzter Meister seines Fachs: Das Schwarz-Weiß-Drama brachte ihm ja schließlich eine Oscarnomminerung ein und ein Gewinn gilt als durchaus möglich.

Was zuerst im Gespräch mit den Teilnehmern des Talent Campus aufgefallen ist waren Christian Bergers schlechte Englischkenntnisse. Diese störten nie im Verständnis, doch hinderten das Kameragenie sichtlich daran, wirklich vollständige Antworten zu geben. Beispielsweise warf er, wenn er ein englisches Wort nicht wusste, einfach den deutschen Begriff dazu ein („It was especially difficult with the behindert boy“).

Großteils ging es um die Zusammenarbeit mit Michael Haneke. Christian Berger betont, dass er keine Regisseure mag, die die Kameraauflösung überhaupt nicht planen und Sätze wie „das bleibt dir überlassen“ von sich geben. Für Berger ist es wichtig, dass der Regisseur eben genau weiß, was dieser möchte. So simpel dies klingt, es ist meistens nicht der Fall. Haneke ist wiederum das andere Extrem: Alles ist genau geplant, er weiß genau was er will, Spielraum bleibt kaum, improvisieren steht nie am Programm. Berger selbst hat aufgehört Haneke große Gegenvorschläge zu machen – Dieser ändere ohnehin nie seine Meinung.

Besonders interessant war das Gespräch wenn es um die digitale Kameratechniken ging. Christian Berger bezeichnet sich als alles andere als einen „digital enemy“. Trotzdem verpönt er viele Firmen, die hinter digitalen Kameras stehen. Seiner Erfahrung nach werden viele Versprechen gemacht und nur wenige gehalten. Er hat „Caché“ auf HD gedreht und ist mit dem Look des Films letztendlich zufrieden. Nichtsdestotrotz gab es unzählige Probleme bei der digitalen Aufzeichnung, an die man, wenn man auf 35mm dreht, nie denken muss. Etliche Kleinigkeiten funktionierten nicht und besonders herausgehoben hat Berger die mangelnde Kooperationsbereitschaft von Sony. Letztendlich habe das Drehen auf HD durch die Komplikationen in der Post-Produktion mehr gekostet als wenn „Caché“ von Anfang an auf 35mm geschossen wäre.

Die Veranstaltung lief unter dem vielversprechenden Namen „Cinematography Masterclass“. Es war auch für ein Publikum, welches mit Kameraarbeit kaum vertraut ist, ein großes Erlebnis ein visuelles Genie wie Berger am Podium zu haben. Und nun, nachdem er den Hauptpreis der American Society of Cinematographers vergangenes Wochenende erhielt, ist der Oscar auch in mehr als nur greifbarer nähe. Wollen wir die Daumen drücken, Herr Berger hätte es verdient!

Mehr dazu auf Uncut:
Das weiße Band
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Forum

  • Uncut Uncut

    Wegen des 10 Minuten Limits von Youtube musst ich leider noch einmal einen Teil aus dem Video schneiden. Die ungeschnittene Uncut-Version mit 12 Minuten gibt es aber natürlich auf Uncut im Podcast-Bereich...
    uncut_4fd94f1238.jpg
    05.03.2010, 11:50 Uhr