Berlinale 2010
Berlinale 2010 - Tag 9

Berlinale 2010 - Tag 9

Michael Winterbottom schockiert heute sein Publikum, Gérard Depardieu unterhält es und der dänische Film wusste zwar nicht, was er wollte, bekam aber den FIPRESCI-Preis.
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von (Harry.Potter)
Du liebe Güte! „Alle Neune“ hieß es heute bereits wieder auf der Berlinale, denn am heutigen neunten Tag des Festivals wurden die letzten Filme aus dem Wettbewerb gezeigt. Das bedeutet, dass der Korb der höchst unterschiedlichen filmischen Beiträge zum 60. Jubiläum des Festivals gezeigt wurde und sich die Jury für die Preisträgerinnen und Preisträger entschieden hat, die morgen im Rahmen einer festlichen Abschlussgala bekanntgegeben werden. Ich kann mir, angesichts der insgesamt sehr guten Filme im heurigen Jahr durchaus vorstellen, dass es keine leichte Entscheidung gewesen sein muss, sich zu entscheiden.

Keine leichte Kost servierte uns heute Michael Winterbottom, der Regisseur des Filmes „The Killer Inside Me“. Sein Film über einen Hilfssheriff in einer kleinen US-amerikanischen Stadt enthält eine Reihe von drastischen Gewaltszenen, die für so manchen flauen Magen gesorgt und einige im Publikum zur (verständlichen) Flucht veranlasst haben.

Im dänischen Film „Eine Familie“ gab es zwar keine solchen Gewalt- und Sexorgien zu sehen, die Tochter eines dänischen Hoflieferanten für frische Backwaren namens Ditte Rheinholm muss in dem Film eine Reihe schwieriger Entscheidungen treffen: gehe ich nach New York, behalte ich das Kind, zu dem ich schwanger bin, wer pflegt meinen todkranken Vater zuhause? Das Drehbuch konnte sich leider auch nicht entscheiden, welches der tragischen Elemente es im weitern Verlauf abhandeln möchte, weshalb der Film hinter meinen persönlichen Erwartungen ein wenig zurück blieb. Für den internationalen Verband der Filmkritiker (FIPRESCI) war er aber dennoch der beste Film des Jahres: er erhielt heute am Abend den Preis in der Wettbewerbs-Kategorie verliehen.

Im einzigen französischen Film im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale „Mammuth“ wankt Gérard Depardieu 90 Minuten lang durchs Bild, benimmt sich dabei manchmal wie ein Tollpatsch und gibt am Schluss Poesie von sich. Ob das wirklich alles war, was der französische Film im vergangenen Jahr zusammengebracht hat? Wahrscheinlich nicht, im Wettbewerb gab es aber nur diesen einen Film.

So kann man sagen, dass der letzte vollständige Festivaltag im Wettbewerb mit drei sehr unterschiedlichen Filmen ausklang, die teilweise eher weniger Lust auf Kino machten als der Rest davor. Gut, dass wir sie zum Schluss zu sehen bekommen haben, sonst wäre die Zeit in den letzten Tagen sicherlich nicht so schnell vergangen ...

Nun wartet alles natürlich gespannt auf die Preisverleihung morgen Abend, bei der die Goldenen und Silbernen Bären verliehen werden. Es ist sehr schwierig, hier eine Prognose abzugeben, denn letzten Endes liegt es auch immer an der Zusammensetzung der Jury, welche Filme ihr besser gefallen und welche schlechter.

Eines ist aber so gut wie sicher: angesichts des dichten Feldes sehr guter Filme wird es ganz sicher die eine oder andere Überraschung geben. Vielleicht kann ich meine Einschätzung so ausdrücken: ich würde mich ganz besonders über Preise an die folgenden Filme bzw. ihre Darsteller-/innen oder die Regie freuen:
Der Räuber
Howl
Na putu - Zwischen uns das Paradies
Shahada
If I Want To Whistle, I Whistle
A Woman, a Gun and a Noodle Shop

So wenig sie mir auch gefallen haben, so fix rechne ich mit dem einen oder anderen Preis für
How I Ended This Summer
The Hunter - Zeit des Zorns
Caterpillar
Eine Familie
Bal (Honey)

Sehr positiv überrascht wäre ich über einen oder mehrere Preise für:
Ein Mann von Welt
Greenberg
Submarino

Ich hoffe, Ihr konntet Euch in den vergangenen Tagen dank unserer Berichterstattung einen Überblick über den Wettbewerb bzw. das Panorama verschaffen und seid genauso gespannt auf die Preisverleihung wie wir.

Der Autor
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Harry.Potter

Forum

  • Harry Potter ist unbestechlich

    Habe soeben nochmals Deine Kritik zum Siegerfilm HONIG gelesen. Habe den Film zwar nicht gesehen, aber die entscheidenden Worte lauten "schöne Bilder machen keinen guten Film aus". Auf jeden Fall finde ich es super, dass Du einen künstlerisch wertvollen Film auch als langweilig kritisierst - sogar wenn er den goldenen Bären gewinnt.
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    21.02.2010, 09:22 Uhr
  • Herzlichen Glückwunsch

    Eure Berichte waren SENSATIONELL!!! Gratulation zum Filmmarathon - ich nehme an, dass Ihr jetzt einen Urlaub braucht ;-)

    Übrigens: So viel Professionalität verdient Anerkennung - dh. das nächste Mal darf ich Euch alle 3 auf ein Getränk Eurer Wahl in der Grazer Innenstadt einladen!

    Egal, wer die Preise abräumt - Ihr gehört für mich zu den Gewinnern!

    Vielen Dank auch für die Grüsse aus Berlin - sind hier in Skopje angekommen!
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    20.02.2010, 10:35 Uhr
    • Danke!

      Ich freu mich schon drauf!
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      20.02.2010, 13:31 Uhr