Sarajevo Film Festival - Tag 9

Kein Morgenscreening, kein großer Stress, so sieht der letzte Tag eines Festivals meistens aus. Alles ist konzentriert auf die abendliche Preisübergabe. Ich machte mich auf den Weg zum Pressezentrum, nur um zu erfahren, dass alle Tickets für die Abschlussfilme („The Wrestler“ und „Antichrist“) bereits verkauft sind und es auch keine mehr für die Presse gebe. Sehr schade, doch trotzdem war es ein ereignisreicher Tag:
Um 11:00 nahm Gillian Anderson beim Coffee with... Platz. Schwer begeistert von Sarajevo, schwärmte sie vor allem über das bosnischen Essen, aber auch über die Menschen, denen sie bisher hier begegnet ist. Die meisten Fragen aus dem Publikum drehten sich natürlich um „The X-Files“. Auf die Frage, ob es noch einen dritten Film geben würde, meinte Anderson, dass einer für 2012 geplant ist und dass dies keineswegs ein Gerücht sei! Jedoch muss man noch das Drehbuch abwarten und sie sieht keinen Grund nicht dabei zu sein.

Eine Stunde bevor Mickey Rourke zu Gast war, waren bereits alle begehrten Plätze am Festival Square weg. Erstmals auf diesem Festival konnte ich beobachten, wie sich Fotografen laut um einen Stehplatz streiten, von wo aus sie die beste Sicht auf das Oscar-Nominierten Comeback-Wunder haben. 45 Minuten zu spät kam Rourke endlich an. Seine Antworten waren knapp und präzise und deckten dabei Themen wie die Arbeit an „The Wrestler“, an zukünftigen Projekten wie zum Beispiel den bereits abgedrehten „Iron Man 2“, aber auch Themen wie seine Hunde, zu denen Mickey ja eine enge Beziehung hat. Auf die Frage einer Klatschjournalistin ob er lieber einen Chihuahua oder eine Frau auf den Roten Teppich mitnehme, antwortete Rourke nur: „Don’t know, turn around. Show me your ass!“ Sie befolgte die Worte Rourkes, der eindeutig begeistert war.
Die Frage, warum er Schauspieler sei, war am schnellsten von allen beantwortet: „It’s easier than doing a real job.“

Die Preisverleihung war ausgesprochen schön und ich freute mich besonders darüber, dass „Ordinary People“ sowohl den Hauptpreis alsauch den, für den besten männlichen Darsteller, gewinnen konnte. Bei einem kleinen Empfang danach waren alle dabei. Außer Darren Aronofsky. Macht nichts, den hatte ich zuvor bereits auf der Straße spazierend getroffen und mit ihm einwenig geplaudert.

Eine so kurz wie möglich gehaltene Conclusio: Obwohl das Wettbewerbsprogramm dieses Jahr nicht so gut war wie letztes, hat sich Sarajevo wieder von seiner besten Seite gezeigt. Dieses einzigartige Filmfestival, bei dem man mit allen Filmemachern im engen Kontakt ist und auch mit Hollywoodgrößen problemloß plaudern kann, war eine wunderbare Erfahrung. Auch das Schreiben für Uncut war mir eine große Ehre und ich hoffe, ich konnte den einen oder die andere für das Filmfestival bzw. Sarajevo begeistern.

Der Red Carpet wird eingerollt, die Stadt feiert sicher noch länger. Und bis nächstes Jahr heißt es: Hvala & dovidjena, Sarajevo!