Filmkritik zu Breathe Umphefumlo

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Gelungen und spannend, aber sperrig für europäische Ohren

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Die Idee, Puccinis Oper „La Bohème“ aus dem Frankreich des 19. Jahrhunderts in die Gegenwart und zugleich nach Südafrika zu verlegen, gibt der Geschichte der Oper eine neue Dimension. Nicht die Widerstandskämpfer Frankreich sind hier das Thema, sondern Studierende in Kapstadt im 21. Jahrhundert. Die Weihnachtsfeier bei Puccini wird zum „Youth Day“ am 16. Juni. Dieser Tag erinnert an ein großes Massaker, das das Apartheid-Regime damals in einem Soweto Kapstadts unter Schulkindern anrichtete. In diesem Viertel gibt es weltweit bis heute die meisten Tuberkulose-Fälle, an denen die PatientInnen häufiger sterben als anderswo. Der Zugang zu medizinischer Betreuung ist nicht für alle verfügbar. Schon mit seiner Neuinterpretation von George Bizets Oper „Carmen“ gelang dem Regisseur gemeinsam mit dem „Isango“-Ensemble im Jahre 2005 hier in Berlin der große Durchbruch. Zur Belohnung gab es den Goldenen Bären. Die damals gesammelte Erfahrung merkt man daher auch diesmal und so ist „La Bohème“ in dieser Neufassung eine sehr spannende und sehenswerte Erfahrung für Film- und aufgeschlossene Opernfreunde. Die akustischen Anpassungen, die für den Gesang in Xhosa notwendig waren, lassen die Musik aber bisweilen verfremdet klingen und auch der Klang der Sprache an sich ist für europäische Ohren höchst ungewöhnlich. Wen das aber nicht stört, dem sei der Film wärmstens ans Herz gelegt, nicht zuletzt wegen seiner brisanten gesellschaftlichen Aktualität.
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    (Markus Löhnert )
    07.02.2015
    13:29 Uhr
    http://worteverbinden.at
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