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  • Bewertung

    Das Leben ist hart. In Guatemalas Bergen umso mehr.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Wer nicht nur einfach irgendetwas Heißes zum Frühstück trinken will, sondern Wert auf einen wirklich guten Kaffee legt, der wird an jenem aus Guatemala nicht vorbei kommen. Aromatisch und kraftvoll duftet er in der Tasse und verrät dabei aber nichts über die Umstände, unter denen er den Weg auf den Frühstückstisch gefunden hat. Aromatisch ist auch die Luft im Hochland Guatemalas, wo María am Fuße eines Vulkans lebt. Zusätzlich dazu riecht die Luft dort nach dem Vulkan, der niemals ganz zur Ruhe kommt. Um einen ganz kleinen Lohn arbeitet Maria in der Kaffeeplantage und wünscht sich nichts mehr, als von dort weg zu kommen. Weg von den Schweinen, den Hühnern, der vielen harten Arbeit und weg von ihrem zukünftigen Mann, dem Plantagenbesitzer Ignacio. Die Hochzeit ist zwischen ihren Eltern ausgemacht, aber nicht zwischen ihren Herzen und steht daher unter keinem guten Stern.

    Regisseur Bustamente erzählt Marias Geschichte mit allen dramatischen Ereignissen, die sie durchmachen muss, eindeutig für ein internationales Publikum. Sein Film wirkt wie eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm, immer wieder bleibt die Handlung stehen, um den Alltag der Menschen im Hochland Guatemalas zu zeigen. Dabei fällt sehr positiv auf, dass er die Probleme, mit denen die Menschen dort zu kämpfen haben, nicht für plakative Anklagen missbraucht, sondern die Ausweglosigkeit und die Tragik deren Existenz zwischen die Bilder verpackt. Auch die vielfältigen Bräuche und die bemerkenswerte Mischung zwischen christlichem Glauben und der spirituellen Beziehung der Menschen zur Natur finden ihren Platz. In dieser Mischung aus Vater Unser und Opfergaben an die Geister des Vulkans finden sie Antworten auf existenzielle Fragen und in so mancher Notlage Trost und Rat. Nicht immer gehen die Wünsche in Erfüllung und mitunter erweist sich doch nicht der Weihrauch des Geistheilers, sondern die Medizin im Krankenhaus als lebensrettend. Aber dennoch in jeder Situation wirklich alles probiert zu haben, erscheint den Menschen existenziell wichtig.

    Besonders nachhaltig wirkt an diesem Film die schauspielerische Leistung der jungen María Mercedes Coroy im Kopf und im Herzen nach, mit der sie der Hauptfigur des Filmes Leben einhaucht. Es ist mehr als nur Kaffee, der hier serviert wird. Und an jeder Bohne kleben Blut und Schweiß, aber leider auch manche Träne der enttäuschten Hoffnung auf ein besseres Leben.
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    (Markus Löhnert )
    08.02.2015
    00:23 Uhr
    http://worteverbinden.at
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