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  • Bewertung

    Große Klappe, kleines Ego, harte Fäuste

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Der deutsche Regisseur Andreas Dresen hat sich mit seinem neuesten Film den gleichnamigen Roman von Clemens Meyer vorgenommen, in dem die Situation der Jugendlichen in der zu Ende gehenden bzw. bereits vergangenen DDR-Zeit geschildert wird. Anders als der Roman werden die Ereignisse nicht chaotisch erzählt, sondern wurden in einzelne Kapitel unterteilt, die jedoch insgesamt immer wieder zwischen der erzählten Gegenwart und der Vergangenheit hin und her wechseln. Das tut der Übersicht und der Struktur natürlich gut und die Geschichte bleibt trotzdem noch abgefahren und aggressiv genug. Weil sie so gut wie keine Zukunftsperspektive haben und weil sie sich das bisschen Zukunft selber kaputt machen, haben sie gar keine. Dani, Rico, Pitbull und Mark kämpfen wie andere junge Männer ihres Alters mit der schieren Kraft, die in ihren Körpern steckt und kein vernünftiges Ventil findet. Nicht die Perspektive auf ein besseres Leben haben sie im Visier, sondern nur den Augenblick, den nächsten Kick, die nächste Party. Sie haben es längst aufgegeben zu träumen, denn die Wirklichkeit hat sie eingeholt und überholt. Und als sie es noch in der Hand gehabt hätten, haben sie ihr die Vorfahrt gelassen und holen sie nie wieder ein, soviel steht fest.

    Andreas Dresens Film zeichnet ein düsteres Bild der Freundschaft dieser vier Jugendlichen, die sich tief drinnen eigentlich gewünscht hätten, dass ihr Leben besser verlaufen wäre. Die große Klappe, mit der sie ihre Sprüche klopfen, versteckt ihre eigene Unsicherheit und Hilflosigkeit in dieser Zeit des politischen und wirtschaftlichen Umbruchs, in die sie hinein geboren wurden. Ihr kleines Ego versteckt sich hinter den harten Fäusten, mit denen sie sich Gehör und Recht verschaffen. Ihre Zukunft wird jedoch dazwischen vermahlen wie Kaffeebohnen in einer Mühle und das Resultat taugt dann nicht mal mehr für ein heißes Getränk. Im Stroboskoplicht zahlreicher Szenenfolgen des Filmes hämmert der Film auf sein Publikum ein, fast als würde er mit denselben Fäusten zuschlagen wollen. Die Schauspieler, Kamera und Schnitt sind tadellos und überzeugen auf allen Linien, die Härte des Filmes deckt jedoch ab einem gewissen Zeitpunkt auch jene stillen, humorvollen Augenblicke zu, in denen die Figuren ein wenig Sympathie bekommen könnten.
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    (Markus Löhnert )
    10.02.2015
    00:57 Uhr
    http://worteverbinden.at
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