Filmkritik zu Superwelt

Bilder: Thim Filmverleih Fotos: Thim Filmverleih
  • Bewertung

    Atmet tief Höhenluft ein und aus

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Vor wenigen Jahren kannten Karl Markovics jene, die ihn überhaupt kannten, als Fernsehpolizist Stockinger oder wenigstens aus dem Oscar-gekrönten Nazi-Film „Die Fälscher“, in der er die Hauptrolle spielte. Eines Tages beschloss er, sich als Regisseur zu versuchen und erntete mit seinem Debüt „Atmen“ einen fulminanten internationalen Erfolg beim Publikum und der Kritik. Kein Wunder also, dass sein nächstes Projekt mit großem Interesse erwartet wurde.

    Dem Transzendenzbezug bleibt er auch diesmal verpflichtet, wenngleich noch ein wenig eindeutiger als in „Atmen“. Wenn es da heißt, es ginge um eine Supermarktkassiererin, die plötzlich die Stimme Gottes hören kann, dann klingt das sehr danach, als hätte Markovics diesmal eine besondere Höhenluft geatmet – tief ein und aus. Und so hat auch sein neuester Film eine ähnliche Bildersprache, die seine Handschrift sofort erkennen lässt und sich doch weiterentwickelt hat. Konsequent blickt seine Kamera von oben auf die Szene herab, wie wenn man vom Himmel auf die Erde blicken würde. Sie ist dabei gerade so weit entfernt, dass man sie nicht mehr wahrnehmen kann und doch so nah, dass es in den Himmel, wie man ihn sich vielleicht vorstellt, noch ein gutes Stück weiter wäre. Ulrike Beimpolt spielt die verdutzte und zunehmend frustrierte „Prophetin“ mit sehr viel Einsatz und überzeugt auf der ganzen Linie. Die Figuren rund um sie herum sind gerade so weit ausgeformt, dass sie ihr zuspielen können, es fehlt ihnen aber die große Charaktertiefe. Zu seiner wirklichen Hochform läuft der Film vor allem in den Szenen auf, in denen große Emotionen (Anklage, Unverständnis, Feuer, Zorn) im Spiel sind und nur auf den ersten Blick lassen sich auch Anspielungen auf Erzählungen aus der Bibel entdecken (der lodernde Cherub, der den Eingang zum Paradies bewacht oder Elijas Berufungsgeschichte um nur zwei Beispiele zu nennen). Insgesamt braucht der Film aber seine Laufzeit von 2 Stunden nicht, um seine Geschichte zu erzählen. Hier gäbe es durchaus Spielraum, um das Tempo ein wenig zu steigern. Die hier in Berlin gezeigte Fassung wirkt eher wie ein „Director’s Cut“ – 100 Minuten wären hier vielleicht ein gutes Maß.
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    (Markus Löhnert )
    10.02.2015
    01:07 Uhr
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