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    Klassischer Guy Ritchie im High-Fantasy-Gewand

    Exklusiv für Uncut
    Der Name Guy Ritchie dürfte den meisten als einer der Ex-Männer von Pop-Diva Madonna geläufig sein. Abseits dessen hat sich der mittlerweile 48-jährige Brite jedoch auch im Laufe der Jahre als Filmemacher einen Namen gemacht. Um die Jahrtausendwende galt Ritchie neben Regisseuren wie Danny Boyle („Trainspotting) mit seinen tarantinoesquen Gangsterkomödien „Snatch“ und „Bube, Dame, König, Gras“ als einer der Mitbegründer des jungen wilden Kinos Großbritanniens. Über die Jahre hinweg blieb Ritchie stets seinem Stil treu und inszenierte abgesehen von der weltweit verschmähten Rom-Com „Swept Away“ (Ex-Frau Madonna spielte die Hauptrolle) fast ausschließlich Gangster- und Kriminalkomödien, die sich durch rasante Schnitte, überstilisierte Bilder und überdrehten Charakteren mit Coolness-Faktor auszeichneten.

    Mit seinem neusten Werk „King Arthur: The Legend of the Sword“ widmet er sich der bereits mehrfach verfilmten Artussage. Arthur (in dieser Version von Charlie Hunnam verkörpert) wurde in einem heruntergekommenen Viertel Londons von Prostituierten großgezogen. Was er zunächst nicht weiß: Sein eigener Vater Uther Pendagron (Eric Bana) war einst König, aber wurde von seinen kleinen Bruder, dem Tyrann Vortigern (Jude Law), ermordet, sodass dieser die volle Macht an sich reißen konnte. Als es Arthur eines Tages gelingt das magische Schwert Excalibur aus dem Stein zu ziehen, erfährt er durch Visionen von seiner königlichen Herkunft. Um seinen rechtmäßigen Platz in der Thronfolge zurückzuerlangen schließt er sich der Rebellion gegen Vortigern an mit dem Ziel, das britische Volk von der Tyrannei zu befreien. Obwohl das Setting und die Grundgeschichte des Films von den bisherigen Werken Ritchies völlig abweicht, ist seine Handschrift auch hier unverkennbar.

    Das Problem ist leider: Ritchies Stil wirkt in einem vermeintlichen High-Fantasy-Epos etwas fehl am Platz. Besonders leidet das Ganze dabei an dem Ritchie-typischen Schnitt, der hier auf ein hyperaktives Maximum getrieben wurde. Da beinahe alle fünf Sekunden ein Edit platziert wurde, fällt es einem als Zuschauer sehr schwer so richtig in das Geschehen einzutauchen. Durch das Schnittmassaker hatten auch ein paar der Darsteller sichtlich nicht die Chance dazu, ihr volles schauspielerisches Potential auszuschöpfen. Charlie Hunnam, der mich vor kurzem noch im Abenteuerdrama „The Lost City of Z“ auf voller Linie begeistern konnte, hat durch das Fehlen emotional aufbrausender Momente und durch dies ständigen Cuts nie die Gelegenheit dem Zuschauer das Schicksal der Figur des Arthur näherzubringen. Einzig und allein Jude Law gelang als Antagonist und Widersacher Vordigern seiner bösen Seite Freilauf zu geben und aus dem Trott der restlichen Besetzung herauszustechen.

    Narrativ gesehen scheint es so, als hätte sich Ritchie bei der Entscheidung, worauf er denn nun seinen Hauptfokus setzen möchte, schwergetan. Gewisse Momente, wie einer lieblos zusammengeschusterten Montage, die Arthurs Übergang vom Kindes- ins Erwachsenalter zeigen soll, hätte man auf der einen Seite in meinen Augen deutlich streichen können. Andererseits zählen die Gespräche zwischen Arthur und der mystischen Magierin Mage (Àstrid Bergès-Frisbey) zu den interessantesten Szenen im Film, kommen insgesamt jedoch zu kurz. Zugegebenermaßen wusste das Ganze durch ein paar flotte Sprüche in typischer Ritchie-Manier durchaus zu unterhalten, jedoch kommt der „Coolness-Faktor“ des Films in anderen Szenen auch gezwungen und unangebracht rüber. Immerhin weiß der Film größtenteils visuell durch prächtige Nah- und Panaromaaufnahmen sowie einem authentischen Kostümdesign zu überzeugen. Auch der energetische Score des Films wurde passend gewählt und schafft es bedingt den chaotischen Schnitt zusammenzuhalten, auch wenn dieser teilweise stark dem Soundtrack seines letzten Films „Man From U.N.C.L.E.“ (2015) ähnelte. Eine weitere Fehlentscheidung: Aufgrund eines mächtigen Budgets von 175 Millionen Dollar, wurden für viele Szenen CGI-Effekte verwendet, die besonders in Kampfsequenzen oder wenn computergenerierte Tierwesen auftauchten, sehr artifiziell aussahen.

    Insgesamt lässt sich somit sagen, dass Ritchie sich für seine Interpretation der Artussage handwerklich ins Zeug legte, dabei jedoch zu stark auf seinen klassischen hier unpassenden Action-Comedy-Stil beharrte. Dazu kommt noch ein generisches Skript, das den Film leider nicht von seinem Mittelmaß heben kann. Mittlerweile wurde bereits angekündigt, dass Ritchie demnächst bei einem weiteren für ihn ungewöhnlichen Projekt Platz auf dem Regiestuhl einnehmen wird, und zwar bei Disneys Realverfilmung von „Aladdin“. Man darf nur hoffen, dass sich spätestens dann Ritchie stilistisch mal in neue Gefilde wagen wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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    (Christian Pogatetz)
    18.05.2017
    09:38 Uhr