Bilder: The Walt Disney Company Fotos: The Walt Disney Company
  • Bewertung

    Die Macht braucht eine kreative Auszeit

    Exklusiv für Uncut
    Die Rebellen haben vielleicht die erste Schlacht gewonnen, aber der „First Order“ ist noch lange nicht besiegt. Wie können Rey, Finn, Poe und ihre Verbündeten die neue dunkle Macht besiegen, die sich immer mehr in der Galaxie ausbreitet? Pünktlich zu Weihnachten liefert Disney erneut ein Star-Wars-Abenteuer ab. Dieses Mal handelt es sich um die Fortsetzung zu „Das Erwachen der Macht“, sozusagen die Prime-Reihe der neuen Star-Wars-Filme. Ein Film, der etwas mutiger als sein Vorgänger daherkommt. Aber leider auch nicht sehr viel aufregender.

    Ungleich „Das Erwachen der Macht“, einer inhaltlichen Variation von „Eine Neue Hoffnung“, hat Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson mehr eigene Wege im Storytelling beschritten. Sein Film schickt die Protagonisten an verschiedene Enden der Galaxis, um sich für den Kampf gegen das Böse zu wappnen. Protagonistin und Jedi-Aspirantin Rey (Daisy Ridley) befindet sich in Gesellschaft von Jedi-Meister Luke Skywalker (Mark Hamill), den sie davon überzeugen möchte, sich dem Kampf anzuschließen. Dummerweise will Luke aber nichts mehr mit der Macht zu tun haben. Er hatte vor Jahren einen mächtigen Schüler an die dunkle Seite verloren und sieht die Jedi als Bedrohung. Währenddessen versuchen Finn (John Boyega) und Poe (Oscar Isaac) gemeinsam mit General Leia (Carrie Fisher) und Neuzugang Rose (Kelly Marie Tran) die Rebellen aus den Fängen des „First Order“ zu befreien. Und auf der dunklen Seite kämpft Kylo Ren, bzw. Ben Solo (Adam Driver) mit seinem Gewissen und den Gefühlen, die er noch für die Menschen aus seiner Vergangenheit hat.

    Müsste man den neuen Star Wars mit einem Vergleich zusammenfassen, wäre es wohl das „Game of Thrones“ der Star-Wars-Reihe. Viele Figuren, die im ersten Teil noch mühevoll in Position gebracht wurden, werden von Johnson im Laufe von zweieinhalb Stunden vom Brett gefegt oder erweisen sich als obsolet. Das hinterlässt nach dem Ende der Credits einen etwas bitteren Beigeschmack. Zwar hatten Figuren wie der Imperator in der Original-Trilogie auch nur eine begrenzte Zeit vor der Kamera, dienten aber einem abgerundeten Handlungsbogen. Johnson scheint sich viel mehr der modernen „Töte jemanden um zu zeigen, dass es um etwas geht“-Narrative zu bedienen. Andere Figuren hingegen werden ungerechtfertigterweise in die Ecke gestellt und nur für kurze Schlüsselmomente vor die Linse gezerrt.

    Auch wenn der Film keine offensichtliche Kopie von „Das Imperium schlägt zurück“ ist, läuft die Handlung entlang gewisse Schablonen der vorangegangenen Filme ab. So exquisit die Effekte, so schön das Production Design, man wird trotzdem das Gefühl nicht los, das alles schon mal gesehen zu haben. Ob Disney das bewusst macht, oder inhaltlich an diesem Punkt nicht mehr aus Star Wars herauszuholen ist, sei dahingestellt. Es wird dem Kinogeher vermutlich nichts anderes übrigbleiben, als die Hoffnung in die Spin Offs zu setzen. Gemäß des Falls, dass Disney dieses Department endlich unter Kontrolle bekommt.

    Als der erste neue Star Wars 2015 in die Kinos kam, überschlugen sich die Kritiker vor Begeisterung. Immerhin hatte Disney mit der Übernahme etwas geschafft, das niemand mehr nach „Die Rache der Sith“ erwartet hatte: Star Wars konnte doch noch irgendwie gut sein. Seither überschlagen sich die Negativmeldungen zu den Produktionen. Da wäre einerseits „Rogue One“, an dem so viel verändert wurde, dass man es auch im finalen Film schmerzlich merkt. Da wäre der kommende Han Solo Spin Off, den Ron Howard quasi komplett neu gedreht hat, nachdem er Phil Lord und Christopher Miller im Regiestuhl ersetzte. Und da ist Episode 9, bei dem die Produzenten Colin Trevorrow feuerten, bevor es überhaupt in die Pre-Production Phase ging. Entsprechend unauffällig ging die Produktion von „The Last Jedi“ über die Bühne. Das merkt man auch. Rian Johnson präsentiert einen kompakten, wenn auch etwas langatmigen Film. Eine halbe Stunde weniger hätten hier Wunder vollbracht.

    Wer sich „Star Wars Episode 8“ anschaut, wird gut unterhalten werden. Aber er wird eventuell auch rausgehen und sich nicht sicher sein, ob er jetzt einen guten oder schlechten Film gesehen hat. „Die letzten Jedi“ sind im Endeffekt nicht sonderlich beeindruckend und schnell vergessen. Für den dritten Teil ist da definitiv noch Spielraum auf der Skala nach oben.
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    (Susanne Gottlieb)
    16.12.2017
    17:00 Uhr
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