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  • Bewertung

    Die wunderbare Welt des Nick Cave

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
    Als früh morgens der Wecker klingelt, beginnt der 20.000ste Tag im Leben des australischen Ausnahmekünstlers Nick Cave, der es als Sänger, Songwriter und Autor zu Berühmtheit brachte. An diesem besonderen Tag verbindet sich Realität und Fiktion. Echte Lebenssituationen werden durch fiktive Szenen ergänzt. Die Filmemacher verfrachten dabei das ganze Leben (oder besser gesagt die ganze Karriere) des rastlosen Künstlers in einen Tag. Und so verschlägt es ihn vormittags gleich einmal zu einem Psychologen, dem Cave von seiner Kindheit erzählt und lyrisch durchdachte Einblicke in seine Seele gibt. Und bereits hier wird deutlich, dass es Cave selbst ist, der den Film lenkt. In einem wunderbar filmisch dichten Porträt erzählt der hier als Genie glorifizierte Star von seiner Karriere, seiner Inspiration und seinem Lebens als Künstler. Interviews mit Weggefährten (wie etwa Kylie Minoque) sowie Konzertmitschnitte, Anekdoten und Archivmaterial runden das ganze ab.

    „20.000 Days on Earth“ ist dabei für einen Dokumentarfilm unglaublich aufwendig produziert, bis ins kleinste Detail durchdacht und technisch brillant umgesetzt. In Kombination mit dem poetischen Voice- Over des Ich- Erzählers Cave, wirkt das Werk beinahe schon wie ein Spielfilm. Und zwar ein sehr guter Spielfilm, der es schafft, einen wunderbaren Sog zu entwickeln und in eine faszinierende (fiktive) Welt zu entführt. Die poetische Reise, die aufgrund ihrer Feinfühligkeit beim breiten Publikum sicherlich großen Anklang finden wird, endet letztendlich am Ende des Tages auf der Couch vor dem Fernseher. Und als Nick Cave zusammen mit seinen Söhnen genüsslich in ein Stück Pizza beißt, packt einen jedoch plötzlich die Erkenntnis, dass man vom Mann hinter der Maske bis jetzt noch nicht so viel gesehen hat.
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    (Patrick Zwerger)
    11.02.2014
    22:26 Uhr
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