Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Hektische Raserei

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
    „Asabani Nistam!“, redet sich der 26-jährige Navid auf Rat seines Arztes immer wieder ein. Übersetzt bedeutet das „Ich bin nicht wütend!“. Zusammen mit beruhigenden Pillen sollen diese Worte Navid helfen, Ruhe zu bewahren. Denn der junge Iraner neigt dazu, schnell zornig zu werden. Egal, ob die Reizüberflutung der Großstadt, die iranische Politik, das System Hektik, sein Boss oder der Vater seiner großen Liebe Setareh. Sämtliche Nebenwirkungen der modernen Gesellschaft machen ihn wütend und er würde am liebsten mit seinen Fäusten auf alles einschlagen. Visuell huschen seine Fantasien in schnellen Schnitten wie kleine Gedankenblitze über die Leinwand. Und auch ansonsten fällt der Film vor allem durch seine unglaubliche Hektik auf. Die Bilder in Navids Kopf und seine Realität vermischen sich in dieser subjektiven Sichtweise und machen auch gleichzeitig seine Wut verständlich. Doch anstrengend sind die teils unmotivierten Tempowechsel dennoch. Die Hektik von Kamera und Schnitt scheint dabei oft auch nur zu existieren, um sich von anderen Filmen abzuheben. Gleiches gilt für die häufig eingesetzten Zeitraffer und das durch die extrem niedrige Farbsättigung blass wirkende Bild. Inhaltlich zeichnet der iranische Regisseur Reza Dormishian das Bild einer zornigen Studentengeneration, die an den leeren Versprechungen der Politik zerbrechen zu droht. Vor allem auch, da in dieser Gesellschaft Liebe nur mit Geld möglich zu sein scheint. Doch, dass Geld in dieser Gesellschaft nicht vom Himmel fällt, wird spätestens ersichtlich, als Navid desillusioniert an einer Plakatwand vorbeigeht, an der dutzende Menschen verzweifelt eine Niere gegen Bezahlung anbieten.
    patzwey_83fc2ada0d.jpg
    (Patrick Zwerger)
    16.02.2014
    20:45 Uhr
    Meine Top-Filme: