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  • Bewertung

    Das Comeback des Ron Burgundy

    Exklusiv für Uncut
    Ron Burgundy war tot. Oder zumindest versuchte er, sich aufgrund eklatanter Erfolglosigkeit das Leben zu nehmen. Doch da seine Geschichte schon immer auch eine Geschichte der Selbstüberschätzung und des Scheiterns war, gelingt ihm auch das nicht. Und dann startet er sein Comeback – und wie! Als Anchorman in einem für die 80er-Jahre (ja genau: jene Zeit, in der Nachrichten noch seriös und informativ waren) wahnwitzigen Projekt: In New York soll nun mit seiner Hilfe ein landesweit sendender 24-Stunden Newschannel aus dem Boden gestampft werden. Als er und sein aus San Diego (woher sich der Name ableitet wissen wir ja spätestens seit Teil 1) bekanntes Newsteam den neuen Job antreten, ahnt jedoch noch niemand, dass sie das komplette Nachrichtenwesen revolutionieren (oder zumindest verändern) werden.

    Und natürlich spielt Will Ferrell unter der Regie seines langjährigen Weggefährten Adam McKay wieder jene Rolle, die er so ausgezeichnet beherrscht: Jene des testosterongesteuerten und sich stets selbst überschätzenden sympathischen Trottel, dessen politische Unkorrektheit nur schwer übertroffen werden kann. Oder in anderen Worten: Es ist einfach lustig dem Sonderling mit den perfekt sitzenden Haaren auf seiner irrwitzigen Berg- und Talfahrt namens Leben zuzusehen. Das war in Teil 1 so und ist in der Fortsetzung nicht viel anders. Dennoch standen die Schöpfer von „Anchorman“ nach dessen riesigen Erfolg vor einer schwierigen Aufgabe, denn die Fußstapfen waren groß und die Wahrscheinlichkeit zu scheitern gar nicht mal so gering.
    Und so wird von Beginn an im Eiltempo versucht, den Vorgänger an Gagdichte und schwarzem Brachialhumor zu überbieten. Das Motto lautet hierbei eindeutig: Je schlechter, desto besser. Bemerkenswert ist hierbei, dass dieser teilweise nicht mehr ganz zeitgemäße Humor (wie etwa rassistische Witze) so fehl am Platz erscheint, dass diese Szenen aufgrund ihrer Absurdität schon wieder lustig sind – aber immerhin spielt der Film ja in den 80ern.

    Und was all diese Punkte betrifft, geht das Konzept auch über weite Strecken auf, was nicht zuletzt an der hervorragenden Leistung des Comedy-Ensembles liegt. Denn immerhin hat man mit Brick Tamland (Steve Carrell) eine der absurdesten und sicherlich auch dümmsten Figuren der Filmgeschichte in den Reihen - was auch zur Genüge ausgekostet wird. Im Gegensatz zu Teil 1 wird den Nebendarstellern à la Paul Rudd & Co auch mehr Platz eingeräumt. Sie bekommen eine eigene Geschichte und sind nicht mehr ausschließlich zur Unterstützung ihres Chefanchors Ferrell zuständig.

    Dennoch wirkt sich dieser Mehrwert an Struktur auch etwas negativ aus, denn die Story, die nun nicht mehr ausschließlich geradlinig auf Burgundy zugeschnitten ist, verliert etwas an Fluss und die meisten Szenen existieren nur um ihrer selbst willen. Und so unterbricht man beispielsweise auch den Showdown, um in völliger Willkür das vielleicht größte Cameofeuerwerk der Filmgeschichte abfeuern zu können – aber genau für solche Aktionen lieben die Leute, die Anchorman lieben, Anchorman. Und jene, die Will Ferrell ohnehin nichts abgewinnen können, werden auch diesen Film nicht mögen. Aber gelungen ist die Fortsetzung allemal.
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    (Patrick Zwerger)
    31.01.2014
    13:46 Uhr
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