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  • Bewertung

    Beeindruckende Schauspieler in einem überraschend lahmen Film

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
    Nach seinem großen Erfolg an der US- Kinokasse war der neueste Film von „Silver Linings Playbook“-Regisseur David O. Russel schnell der große Favorit für die Golden Globes und die Oscars geworden und bescherte den beiden Damen in der ersten Reihe völlig verdienterweise auch je einen „Golden Globe“. Als einer der wahrscheinlichen Preisträger geht er nun in das Rennen um die „Oscars“ und wurde daher auf der Berlinale als Special gezeigt.

    Regisseur David O. Russel versucht sich mit diesem Film im Genre der Kriminalkomödie und hat sich mit einem „Hustle“-Film auch gleich keinen einfachen Vertreter ausgesucht. Schließlich gibt es in dieser Nische der Trickbetrüger-Komödien bereits recht erfolgreiche und gelungene Vorbilder wie zum Beispiel Steven Soderberghs „Ocean’s Eleven“. Der Spaß an solchen Filmen entsteht durch die bewusste Vortäuschung eines bis ins kleinste Detail geplanten Überfalls oder Ähnlichem, der dann in Wahrheit ganz anders verläuft und umso dreister zu Gunsten der Sympathieträger des Filmes ausgeht. Hustle-Filme brauchen also ein sehr ausgeklügeltes Drehbuch mit viel Witz und Sinn für kleine Anspielungen, gut dosiertes Tempo bei Dramaturgie und Schnitt sowie einen wirklich tollen „Aha!“-Effekt am Schluss. Dieser Film bleibt seinem Publikum jedoch zwei wesentliche Elemente schuldig: die eindeutigen Sympathieträger und das wirklich tolle „Aha!“ am Schluss. Immer wieder über die Dauer seiner (gefühlten) 3 Stunden verschiebt die Handlung die Sympathien zwischen den einzelnen Figuren hin und her, sodass sich die Zuseher schwer tun, sich für eine Figur zu entscheiden und mit ihr mitzufiebern oder gegen eine bestimmte Figur zu solidarisieren. Der Film wirkt daher so, als würde man beim „Black Jack“ mitten im Spiel alle Karten einsammeln und neu mischen, ohne die Partie zu beenden. Das hat in diesem Fall zur Folge, dass sich statt eines absehbar aufbauenden Höhepunktes mehr und mehr Wendepunkte auftun und man spätestens ab der Hälfte, bei der die Handlung aus der Rückblende wieder an jenem Punkt angekommen ist, von dem sie aufgebrochen war, das echte Interesse am eigentlichen Ausgang der Geschichte und ein Stück weit auch den Überblick verliert. Gebannt und beeindruckt schaut man zwar den SchauspielerInnen bei ihrer Arbeit zu und spürt förmlich, wie großartig sie ihre Rollen verkörpern, allen voran Amy Adams und Jennifer Lawrence, die mit verbissener Leidenschaft ihr Bestes geben, die Auflösung am Ende (so originell ist eigentlich ist), konnte mich so aber nicht mehr vom Hocker reißen und verpuffte. Das Gleiche gilt für mich für „American Hustle“: ein rundherum tolles Ensemble in einem überraschend lahmen Film.
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    (Markus Löhnert )
    07.02.2014
    08:27 Uhr
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