Bilder: Neue Visionen Filmverleih, Thim Filmverleih Fotos: Neue Visionen Filmverleih, Thim Filmverleih
  • Bewertung

    Sommer, Sonne, Pelikan

    Exklusiv für Uncut
    „Nicostratos le pélican“ heißt der bereits 2011 erschienene Film im Original, was um einiges aussagekräftiger ist, als der 2013 für den österreichischen Kinostart eingedeutschte Titel. Denn im Mittelpunkt dieses französisch-griechischen Jugendfilms (gedreht wurde auf Französisch), steht der liebenswerte Pelikan Nicostratos. Dieser wird vom jungen Fischersohn Yannis aus den Fängen eines bösen Schmugglers befreit, worauf sich eine dicke Freundschaft entwickelt.

    Diese Freundschaft wird beim Regiedebüt von Regisseur Olivier Horlait (war bisher unter anderem als Regieassistent von Luc Besson tätig) in ein kitschiges und klischeebeladenes Griechenland eingebettet. Und somit wird die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft mit Sommer, Sonne und schönen Landschaftsaufnahmen ergänzt. Dazu kommt noch eine Prise Wirtschaftskrise, eine Liebesgeschichte und Emir Kusturica.

    Wobei wir auch schon bei der einzigen namhaften Persönlichkeit des Films angelangt wären. Der serbische Kultregisseur schlüpft in die Rolle des stets schlecht gelaunten allein erziehenden Vaters von Yannis - gerade mit dieser Figur bringt der wunderbar mürrische Kusturica viel Schwung in den Film. Und als einsamer und am Existenzlimit lebender Fischer ist Kusturica, der in letzter Zeit immer öfters auch vor der Kamera zu sehen ist, natürlich nur mäßig darüber begeistert, dass sein Sohn lieber mit einem Pelikan spielt, als zu arbeiten. Engstirnig wie diese Figur ist, erkennt sie auch nicht den positiven Nutzen für die kleine griechische Insel, den der zahme Pelikan mit sich bringt - denn plötzlich kommen auch die Touristen wieder.

    Ein Problem des Films ist vor allem, dass er nicht recht weiß, was er sein möchte. Jugendfilm oder Sozialstudie. Beides harmoniert nicht wirklich miteinander, steht sich gegenseitig im Weg. Und auch wenn der Regisseur sichtlich bemüht scheint, trotz der schwierigen finanziellen Situation des Landes, griechische Lebensfreude in das Drama packen zu wollen, ist der Film ziemlich schwerfällig. Primär handelt es sich dennoch um einen Jugendfilm. Doch dafür ist die Geschichte zu wenig spannend und die Abenteuer sind auch eher mäßig. Für ein Sozialdrama ist die Geschichte wiederum zu banal. Außerdem passt auch die starke Emotionalisierung nicht in die Geschichte, die ein bisschen Wirtschaftskrise und ein bisschen Familienkrise anschneidet und das ganze mit einem Coming-Of-Age-Drama mischt.

    „Ein griechischer Sommer“ ist ein technisch gut gemachter Jugendfilm mit schönen (wenn auch kitschigen) Bildern, der jedoch etwas zu holprig wirkt. Doch auch wenn viel Potenzial verschenkt wurde, werden vor allem die Slapstickszenen des Pelikans bei einem jüngeren Publikum gut ankommen.
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    (Patrick Zwerger)
    01.08.2013
    08:49 Uhr
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