Filmkritik zu Gold

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  • Bewertung

    Der Un-Edelwestern hat das Licht der Welt erblickt.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Knapp zwei Stunden lang schleift Regisseur Thomas Arslan sein Publikum durch die karge, aber irgendwie schöne Landschaft British Columbias. und behauptet zu Beginn der Reise, eine Geschichte über eine Gruppe Deutscher erzählen zu wollen, die sich während des Goldrausches im 19. Jahrhundert auf die beschwerliche Reise nach Klondike machten. Herausgekommen ist ein filmisches Tagebuch voller kurzer Szenen entlang ihrer Reise, bei der sich die Gruppe aus unterschiedlichen Gründen frei nach dem alten Kinderlied mit den „Negerleins“ immer weiter reduziert. Prinzipiell wäre eine solche Erzählart durchaus praktikabel, leider hängt die Handlung aber von Anfang bis zum Schluss emotional, dramaturgisch und schauspielerisch auf so niedrigem Niveau ins Bodenlose durch wie eine locker gewordene Leine am Pferdesattel. Die wenigen Dinge, die zwischen den Aufnahmen der Gruppe, die durch die Landschaft reitet, erzählt werden, passieren einfach so der Reihe nach. Nichts von den Konsequenzen, die die Probleme der Reisenden unterwegs haben, überträgt sich auf das Publikum. Selbst in eigentlich ernsten Szenen (darunter eine Beinamputation am offenen Feuer mit der stumpfen Säge des Packers) schläft das Publikum entweder ruhig weiter oder kommt angesichts der holprig erzählten Geschichte unfreiwillig zum Lachen. Keine der Figuren entwickelt sich zu einem Sympathieträger oder einem Antagonisten, alles plätschert so dahin wie das Wasser der Flüsse, die sie überqueren müssen. Und wenn sie auch allesamt durchwegs so seicht sind wie die Handlung des Filmes, können sie seltsamerweise nicht alle überquert werden, sondern lösen immer wieder Umwege aus, die sich filmisch und szenisch auf nervige Weise breit machen wie ein Schwarm von Stechmücken. Zu Gute halten kann man Regisseur Thomas Arslan jedoch eines: er hat eine neue filmische Gattung erfunden, nämlich den Un-Edel-Western. Kennzeichen: Kostüme im billigen Western-Look, entlegene Drehorte, um das Budget zu verbrauchen und ein lächerliches Skript mit talentierten, aber unterforderten bzw. ratlosen SchauspielerInnen vor der Kamera und einem völlig planlosen Regisseur dahinter. Herzliche Gratulation.
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    (Markus Löhnert )
    09.02.2013
    23:52 Uhr
    http://worteverbinden.at
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