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  • Bewertung

    Achterbahnfahrt der Gefühle

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Der flämische Regisseur Felix van Groeningen gehört zweifelsohne zu den „Men 2 Watch“ des europäischen Kinos. Denn bereits nach wenigen Filmen (z.B. „Die Beschissenheit der Dinge“) hat der Belgier einen unverwechselbaren Stil entwickelt, der von einem rauen Männerbild geprägt ist und das flämische Proletariat bei kritischer Betrachtung gleichzeitig sympathisch erscheinen lässt. Auf der Berlinale stellte er seien neuen Film „The Broken Circle Breakdown“ vor. Und dieser hat es wirklich in sich:

    Erzählt wird die Geschichte von Didier und Elise, die sich perfekt ergänzen. Doch dann ist da noch ihre krebskranke Tochter, die das Leben aller Beteiligten vollkommen verändert. In zahlreichen Episoden werden die verschiedensten Etappen ihres wundervollen Lebens porträtiert. Der Film ist dabei eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Und Regisseur Groeningen beweist in diesem Film wirklich alles inszenieren zu können und überzeugt sowohl durch sein Fingerspitzengefühl, als auch seine Liebe zum Detail. So herrscht ein ständiger Schlagabtausch zwischen wunderbaren Szenen vollkommener Glückseligkeit und düsteren Momenten voll Trauer und Verzweiflung. Auf das Publikum wird dabei keine Rücksicht genommen und der Film verlangt einen ziemlich viel ab. Ähnlich wie die großartig gespielten Charaktere auf der Leinwand, ist man somit auch im Kinosaal einer unberechenbaren Melange aus Freude und Trauer ausgesetzt. Denn der Film ist unglaublich schön und unglaublich traurig zugleich. Doch es sind keine billigen Hollywoodgefühle, die durch 0815-Tricks beim Publikum freigesetzt werden. Immerhin wäre es ziemlich einfach die Zuseher mit der Geschichte eines krebskranken Kindes zwei Stunden lang durchweinen zu lassen, wie es z.B. „Beim Leben meiner Schwester“ mit Cameron Diaz macht. Bei „The Broken Circle Breakdown“ handelt es sich um echte Emotionen, die der Film durch seine sympathische, intelligente und authentische Art und sein großartiges Drehbuch freisetzt. Ein Drehbuch das nebenbei auch noch politische und religiöse Themen, sowie verschiedene Aspekte der Vergangenheitsbewältigung und der Verarbeitung von Trauer mitschwingen lässt. Und diese freigesetzten Emotionen wirken somit auch noch lange nach dem Kinobesuch nach und dieser mitreißende Film, in dem viele verschiedenen Ebenen und kleine Geschichten stecken, lässt einen lange nicht mehr los.
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    (Patrick Zwerger)
    12.02.2013
    23:56 Uhr
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