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  • Bewertung

    Man soll nicht trinken und D&D spielen!

    Eldritch Advice
    „Talon im Kampf gegen das Imperium“ ist oft in Auflistungen von „Conan der Barbar“-Kopien zu finden, allerdings widerspreche ich dieser Sichtweise vehement. Obwohl dieser Film zwei Wochen nach „Conan“ in die Kinos kam und der Grund seiner Entstehung sicherlich etwas damit zu tun hatte, dass der legendäre Film, der Arnold Schwarzenegger zum Star machen sollte, sich in Produktion befand, so haben beide Filme eine grundsätzlich verschiedene Atmosphäre, denn „Talon“ verfügt, trotz seines Originaltitels „The Sword and the Sorcerer“, nur über wenige „Sword & Sorcery“-Elemente und gleicht vielmehr einem klassischen Mantel-und-Degen-Film. Bei diesem Fantasybeitrag handelt es sich um das Regiedebüt der Trashlegende Albert Pyun, der vor allem durch „Cyborg“ (mit Jean-Claude van Damme) und der ersten „Captain America“ Verfilmung einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte. Interessanterweise markierte sein Erstlingswerk auch seinen größten finanziellen Erfolg. „Talon“ war 1982 nicht nur das erfolgreichste Independent-Projekt, sondern konnte bei einem geschätzten Budget von vier Millionen Dollar unglaubliche 39 Millionen Dollar einspielen.

    Um den Thron von König Richard an sich zu reißen, stürzt der Usurpator Titus Cromwell das Königreich Ehdan in einen blutigen Krieg. In diesem stehen ihm nicht nur seine zahlreichen Legionen zur Seite, sondern auch der von ihm wiedererweckte Hexenmeister Xusia von Delos. Mit Hilfe seiner schwarzen Magie schafft es Cromwell die Truppen von König Richard nach und nach zu dezimieren und zwingt ihn somit zu einer letzten, alles entscheidenden Schlacht. Cromwell obsiegt und beginnt nicht bloß die königliche Familie von Richard nach und nach zu töten, sondern entledigt sich auch seines Hexenmeisters. Dieses Gemetzel überlebt nur Richards jüngster Sohn Talon, dem es gelingt mitsamt des magischen Familienschwerts die Flucht zu ergreifen. Jahre später kehrt er zurück nach Ehdan und sinnt nach Rache, doch auch Xusia überlebte die damaligen Ereignisse dank seiner Magie und arbeitet im Hintergrund selbst am Sturz Cromwells.

    Ich muss sagen … ich bin geteilter Meinung.

    Albert Pyun wird wohl nie als einer der wegweisenden Filmemacher seiner Generation bezeichnet werden, aber „Talon“ ist der Beweis dafür, dass er mit einem gewissen Budget einen zumindest optisch ansprechenden Film gestalten kann. Die Effekte, Sets und die Auswahl der Drehorte können sich insbesondere für ein Independent-Projekt sehen lassen. Allerdings muss hierbei auch erwähnt werden, dass die größtenteils sehr blutigen Effekte dem eigentlichen Ton des Film widersprechen; dieser ist eher von unbeschwerter Natur und wird durch die übertriebenen Kampfszenen und dem eher unpraktischen Waffendesign, wie dem Schwert Talons, das über drei Klingen verfügt und an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist, noch verstärkt. Auch der von David Whitaker komponierte Score klingt mehr nach einem unschuldigen Fantasyfilm als nach dem nicht jugendfreien Blutbad, das Pyun uns hier eingelassen hat.

    Die Besetzung unterstreicht meine gemischten Gefühle. Während die Schurken durch die Bank überzeugen, kann man selbiges von den Helden, insbesondere vom Protagonisten, nicht behaupten. Richard Lynch als Titus Cromwell ist nicht nur ein überzeugender Antagonist, sondern liefert zudem auch die beste schauspielerische Leistung dieses Films ab. Ebenfalls erwähnenswert ist die Performanz des routinierten Mimen George Maharis als Cromwells Berater Machelli - ein Charakter hinter dem mehr steckt als man zunächst vermutet. Selbiges lässt sich leider nicht von Talon behaupten, der mit Lee Horsley mit dem falschen Schauspieler für diese Rolle besetzt wurde. Obwohl Horsley durchaus über Charisma verfügt, verliert er in jenen Moment, in dem er sich seiner Kleidung entledigt für mich jedwede Glaubwürdigkeit, schließlich sollte ein barbrüstiger Held Muskeln aufweisen und nicht in die Kategorie „Spargeltarzan“ fallen.

    Ein jedes Mal wenn ich mir diesen Film zu Gemüte führe, wünsche ich mir er wäre ernster sowie düsterer; letztlich sind jene Szenen in denen Xusias Magie für blutige und spektakuläre Momente sorgt die Höhepunkte von „Talon“, sofern man sich dazu entschließt dieses Werk ernst zu nehmen. Will man nicht durch die etlichen Stilbrüche wieder und wieder aus dem Film gerissen werden, sollte man sich Pyuns Erstlingswerk nicht mit der Erwartung ansehen einen ernsthaften Fantasy-Beitrag zu Gesicht zu bekommen.

    Ich liebe sowohl Sword & Sorcery als auch Mantel-und-Degen-Filme, doch konnte mich dieser Beitrag weder damals, als ich ihn in den späten 90er Jahren zum ersten Mal sah, noch heute davon überzeugen ein guter Genrefilm zu sein. Eines kann man ihm allerdings nicht absprechen, nämlich den Spaßfaktor. Mit seinen zahlreichen Stilbrüchen, den lächerlichen Waffen, den übertriebenen Kampfszenen und einer Handlung die viel zu episch für das Gezeigte ist, handelt es sich hierbei um eine gute Wahl für einen trashigen Filmabend. Daher ist „Talon im Kampf gegen das Imperium“ trotz der erwähnten Schwächen eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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    (Thorsten Schimpl)
    29.06.2018
    13:55 Uhr