Filmkritik zu Solomon Kane

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  • Bewertung

    Eine stimmige Adaption von Robert E. Howards apokalyptischen Version der Frühen Neuzeit

    Eldritch Advice
    „Solomon Kane“ ist ein literarischer Charakter des Autors Robert E. Howard, der unter anderem auch „Conan“ und sein „Hyborianisches Zeitalter“ erschaffen und dadurch mit nur wenigen Federstrichen das „Sword & Sorcery“-Genre auf die Landkarte der „Fantasy“ Sparte gesetzt hat. „Kane“ ist ein englischer Puritaner, der im späte 16. und frühe 17. Jahrhundert durch die Lande zieht um die Welt von allem Bösen zu tilgen. Er debütierte im August 1928 im legendären „Fantasy“ & „Horror“ Pulp-Magazin „Weird Tales“. Leider setzte Howard 1936, mit nur 30 Jahren, seinem Leben selbst ein Ende. Doch sein Schaffen lebt weiter. So wurde er nicht bloß durch die von ihm verfassten Geschichten und erfundenen Charaktere unsterblich, sondern allem voran durch deren Adaptionen in andere Medien. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die weltweit erfolgreiche Verfilmung „Conan der Barbar“ von 1982. Diese machte sein Schaffen der breiten Masse zugänglich. „Solomon Kane“ gelang der Sprung auf die große Leinwand erst wesentlich. Obwohl ein solches Projekt bereits seit 1997 besprochen wurde, dauerte es über zehn Jahre bis der englische Regisseur Michael J. Bassett seine „Solomon Kane“-Adaption im Jahre 2009 fertig stellen konnte.

    Solomon Kane ist ein erprobter Kapitän in der Royal Navy ihrer Majestät Königin Elisabeth I. und berüchtigt für sein skrupelloses Vorgehen gegen jedweden Feind der Krone. Die unzähligen Siege die er in den vergangenen Jahren errungen hat, forderten einen gewaltigen Blutzoll. Nach seinem jüngsten Sieg hat selbst der Teufel genug und schickt seinen Schnitter aus um Kanes Seele für sich zu beanspruchen. Doch Kane gelingt es ihm zu entrinnen und zurück nach England zu fliehen. Dort schwört er jedweder Form der Gewalt ab und sucht nach einem Weg um seine Seele zu retten. Währenddessen beginnen die finsteren Schergen des Schwarzmagiers Malachi über seine Heimat herzufallen und Kane muss letztendlich erkennen, dass er sein Seelenheil auch durch das Schwert erringen kann.

    Ich muss sagen … dieser Film ist so was von unterschätzt!

    Diese englisch-französisch-tschechische Koproduktion basiert auf keiner der von Robert E. Howard verfassten Geschichten, sondern stellt eine eigenständige „Origin-Story“ dar. Howard verlor in seinen Geschichten kaum ein Wort über die Herkunft seines Protagonisten und konzentrierte sich mehr auf seine gegenwärtigen Abenteuer. Da „Solomon Kane“ nicht zu den bekanntesten Figuren der „Fantasy“-Literatur gehört, entschied man sich dem Charakter für diesen Film mit einer Herkunftsgeschichte zu versehen, damit das Publikum seine Beweggründe besser nachvollziehen kann. Ein gelungenes Unterfangen, denn die Geschichte ist nicht bloß stimmig, sondern ergänzt sich darüber hinaus perfekt mit der literarischen Figur des „Solomon Kane“. Weiters gelingt es Bassett Howards düstere Version der Frühen Neuzeit in Perfektion umzusetzen. Die Drehorte haben Flair, die Kulissen sind grandios und in liebevoller Detailarbeit erstellt worden, der Blaufilter trägt zur apokalyptischen Atmosphäre bei und sogar das CGI kann sich trotz des, für einen Film wie diesen, geringen Budget sehen lassen. Das Tüpfelchen auf dem i stellt der von Klaus Badelt komponierte Score dar. „Solomon Kane“ ist einer der frühen Charaktere die sowohl im Fantasy- als auch im Horrorgenre beheimatet sind. Badelt schafft es beide Stilrichtungen in einer Mixtur aus heroischen Pathos und drohender Gefahr zu vereinen.

    Als Fan einiger literarischer Franchises kenne ich sowohl die Vorfreude als auch die Sorgen und Ängste die eine Realfilm Adaption so mit sich bringen kann. Einen großen Faktor spielt dabei die Besetzung; sie kann kann einen großen Hype um ein solches Projekt erzeugen oder jedwede Hoffnung bereits im Vorhinein zerstören. Als James Purefoy für die Rolle des „Solomon Kane“ gecasted wurde, standen wohl alle Sterne richtig. Als Marcus Antonius, in der legendären „HBO“ Serie „Rome“, schaffte es Purefoy sich in mein Herz zu spielen und es war mir immer ein Rätsel wieso er nie für größere Rollen in Erwägung gezogen wurde, denn das Talent dazu hat er allemal. Allerdings kann man hier auch von Glück im Unglück sprechen, denn ansonsten hätte er die niedrig dotierte Rolle als „Solomon Kane“ wohl nicht angenommen. Wie von mir erwartet gelingt es Purefoy in einer grandiosen Performanz „Kane“ und seine großartig adaptierte Welt mit Leben zu Füllen. Dabei wird er von weiteren großartigen Schauspielern wie, dem mittlerweile leider verstorbenen, Pete Postlethwaite, Jason Flemyng und der lebenden Legende Max von Sydow, der nach „Conan der Barbar“ uns abermals mit seiner Anwesenheit in einer Robert E. Howard Umsetzung beehrt. Darüber hinaus sei zu erwähnen, dass dieses Werk ohne einen nervtötenden „Comic-Relief“ Charakter auskommt, hurra!

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Trotz meiner Lobeshymnen erachte ich „Solomon Kane“ nicht als einen perfekten Film; das Tempo ist nicht immer richtig gewählt, die Dialoge könnten erinnerungswerter sein, und der Antagonist wurde für meinen Geschmack erst zu spät im Film eingeführt. Trotzdem denke ich, dass Robert E. Howard gefallen an dieser Umsetzung gefunden hätte, weil der Regisseur nicht bloß die Essenz seiner Erzählungen versteht, sondern es ihm zusätzlich gelungen ist seine Welt mit einer neuen Geschichte zu bereichern. Neben der eindrucksvollen Umsetzung des Quellenmaterials besticht „Solomon Kane“ vor allem durch seine Action, die, bis auf den Antagonisten, gut geschriebenen Figuren, sowie einer Atmosphäre die trotz ihrer fantastischen Natur herrlich authentisch wirkt. Einige mögen sich vielleicht am religiösen Charakter dieses Films stören. Dabei handelt es sich allerdings um ein wichtiges Merkmal des Protagonisten und hat deshalb einen Platz in dieser Produktion.

    „Solomon Kane“ hätte der erste Teil einer geplanten Trilogie werden sollen, aber floppte trotz guter Kritiken leider an den Kinokassen. Deswegen nahm man von einer Verwirklichung der Fortsetzungen Abstand. Gründe dafür waren wohl das schlechte Marketing sowie die geringe Anzahl von Kinos in denen dieser Film lief; schließlich ist es schwer einen Film finanziell zu unterstützen wenn man nicht weiß, dass und wo er überhaupt gespielt wird. Obwohl ich mir eine Vollendung der Trilogie gewünscht hätte, funktioniert dieser Film als eigenständiges Werk ... und wer weiß was die Zukunft bringt? Ich könnte mir „Solomon Kane“ gut als Mini-Serie bei einem der marktführenden Streaming-Anbieter vorstellen. James Purefoy ist schließlich noch jung genug und hat durch die Erfolgsserie „Altered Carbon“ gute Kontakte zu „Netflix“. Obwohl es sich bei „Solomon Kane“ um einen finanziellen Misserfolg handelt, ist er für mich einer der besten, wenn nicht sogar der beste, europäische „Fantasyfilm“ und demzufolge eines freitäglichen Filmabends würdig.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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    (Thorsten Schimpl)
    30.03.2018
    21:58 Uhr