Filmkritik zu Der Ghostwriter

Bilder: Kinowelt Fotos: Kinowelt
  • Bewertung

    Architektonisch bemerkenswerter Durchschnitt

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
    Roman Polanskis Filme gehören zum größten Teil zu den Klassikern der Filmgeschichte. Bei aller Kontroverse rund um sein Privatleben lässt sich doch ohne Zweifel sagen, dass er ein Meister der Regie ist, der mit so ziemlich jeder Geschichte umzugehen weiß. Für seinen neuesten Film hat er sich eine politische Verschwörung ausgesucht, die sich rund um die Memoiren eines fiktiven Premierministers Englands entwickelt. Die Figur von Prime Minister Lang ist jedoch ohne besonders viel Fantasie Tony Blair zuzuordnen und auch seine Frau Ruth hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dessen Frau Cherie. Ungeachtet dessen ist die Geschichte rund um die Vorwürfe des Völkermordes, die gegen Lang vorgebracht werden, eine prinzipiell spannende Geschichte, die sich jedoch insgesamt eher über die auffallend sterile und nüchterne Architektur der Gebäude und die Leere der Landschaft, in der sie stehen, definiert als mit wirklich zündenden oder mitreißenden Ideen. Ewan McGregor hat zwischendurch immer wieder die eine oder andere wirklich gut geschriebene Dialogzeile und überzeugt in der Rolle des durchschnittlichen Schriftstellers, der als unbekannter Autor im Hintergrund die Memoiren des Premierministers schreiben soll. Pierce Brosnan ist für die Handlung des Filmes zwar von zentraler Bedeutung, für den Film jedoch weniger. Zu kurz sind seine Auftritte und zu sehr hängt ihm immer noch das unsichtbare Schild „Ich war einmal... Bond“ um den Hals, wozu die gestylte Architektur, die seine Figur im Film häufig umgibt, noch ihr Scherflein beiträgt. Die große Auflösung des zweistündigen Puzzelns ist dann, wie zu erwarten war, verhältnismäßig einfach und eigentlich ohne relevanten Folgen für die weitere Handlung. Der (tragische) Schluss des Filmes kommt zwar ein wenig plötzlich, wenngleich er jedoch nicht überrascht. Fazit: ein Politthriller für Architekturstudierende mit Starbesetzung aber einem eher durchschnittlichen Plott, der nur durch seine erst relativ kurz zurückliegenden Realitätsbezüge einigermaßen interessant ist.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    (Markus Löhnert )
    12.02.2010
    23:57 Uhr
    http://worteverbinden.at
    Meine Top-Filme: