Filmkritik zu Inception

Bilder: Warner Bros Fotos: Warner Bros
  • Bewertung

    The dream within a dream...

    Exklusiv für Uncut
    “Is all that we see or seem but a dream within a dream?" fragte sich einst schon der düstere Edgar Allan Poe. Das aktuelle Meisterwerk von Christopher Nolan, eine konzeptionelle Genremixtur aus Actionfilm, Drama und Sci-Fi-Thriller, greift nun diesen Gedanken erneut auf: Wie kann man zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden, wenn das Leben nur ein Traum wäre? Und bedeutet dann der Tod das Erwachen aus diesem Traum? Eindeutige Antworten sind bei dieser metaphysischen Expedition nicht zu erwarten.

    Am Anfang war die Idee. Sie entsteht im Kopf eines Menschen und sei so unverwüstlich wie ein Parasit. In einer nicht näher bestimmten Zeit, die unserer Gegenwart ähnelt, ist es Industrie-Spionen wie Cobb (Leonardo DiCaprio) und seinem Team mittels spezieller Geräte möglich, in die Träume der Menschen einzudringen und ihnen schlafend ihre Geheimnisse zu stehlen. Diese Extraktion von Gedankengut aus den Tiefen des Unterbewusstseins stellt ein riskantes Unterfangen dar - und ein gut bezahltes obendrein.

    Eines Tages wird Cobb jedoch ein Auftrag erteilt, bei dem man das Gegenteil von ihm erwartet; anstatt dem Ideenklau soll er dieses Mal einem reichen Erben (Cillian Murphy) durch „Inception“ eine fremde Idee einpflanzen. Was als so gut wie unmöglich deklariert wird, damit ist Cobb bereits vertraut. Und so nähert sich die Handlung gleichzeitig dem Trauma des Helden. In seinem Kopf quält ihn ein persönlicher Albtraum, der sich um den Tod seiner Frau Mal (Marion Cotillard) dreht und für welchen man ihn mitverantwortlich macht. Die Aktion scheint dadurch beeinträchtigt.

    Als die Vorbereitungen schliesslich beginnen und Ariadne (Ellen Page) als Architektin verschiedenste Traumebenen planen soll, kommt eine visuelle Ästhetik auf die Leinwand, die bisweilen die Regeln der Physik und Logik außer Kraft setzt: Städte werden wie Schachteln zusammengefaltet, Labyrinthe entworfen und paradoxe Endlostreppen gebaut. Im Traum ist alles möglich - im Kino mittlerweile auch. Selbst die Zeit vergeht in den Traumphasen deutlich langsamer als in der Realität. Perspektivisch schön umgesetzt durch Zeitlupeneinstellungen.

    Der Beginn von „Inception“ ist - wie sich später herausstellt - aus dem Zusammenhang gerissen, das Ende bleibt hingegen widersprüchlich. Was macht einen guten Film aus, könnte man abschließend als Frage in den Raum stellen? Eine intelligente und komplexe Geschichte, das Staraufgebot, die Genialität des Regisseurs oder atemberaubende Spezialeffekte? Mag sicherlich alles zum erhofften Erfolg beitragen, aber sind die besten Filme nicht immer jene, die auch nach dem Abspann noch in den Köpfen der Zuschauer weiterlaufen, weil sie uns mit Ideen beseelt haben?
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    (Tasara Weis)
    29.07.2010
    09:19 Uhr
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