Filmkritik zu Eden Is West

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Aus der Hölle ins Paradies und dann?

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2009
    Jeden Monat ist es dasselbe. In großen und kleinen Booten treiben sie in der Dunkelheit der Nacht auf dem Meer: hunderte Flüchtlinge aus Nordafrika, zusammengepfercht, ohne Papiere. Sie besitzen nur das, was sie am Leibe tragen, die Zukunft ist ungewiss. Ganz sicher ist für sie aber, dass sie nicht mehr zurück wollen in ihre Heimat. Sie wollen in den Westen, in das Paradies, in dem es für sie Arbeit gibt, eine Aussicht auf ein besseres Leben. Für die meisten erfüllt sich der Traum aber nicht, sie werden zurückgeschickt, noch bevor sie ihr Ziel erreicht haben. Andere sterben beim Versuch, an Land zu schwimmen, einen qualvollen Tod. So ist auch Elias auf der Flucht vor den Zuständen in seiner Heimat. Der Garten Eden, das Paradies, von dem er träumt, liegt nicht im Osten, wie es die Bibel erzählt, sondern im Westen. Dort, wo es die Menschen besser haben, wo es Arbeit gibt, so glaubt er. Als sein Schiff von der Küstenwache gestoppt wird, springt er ins Meer und schafft das Unmögliche: er erreicht unerkannt das Land. In einem Ferienclub, der ironischer Weise „Eden Paradise“ heißt, versteckt er sich. Regisseur Costa-Gavras erzählt mit seinem Film eine bewegende und spannende Geschichte, die niemals plakativ irgendwelche Klischees breit tritt. Gerade, weil Elias nur ein paar Brocken Französisch spricht und er sich durch viele Länder durchschlagen muss, in denen er die Menschen nicht versteht, ist der Film voll bildhafter Sprache: wie Adam kommt Elias nackt in den Ferienclub (der Stand ist ein FKK Strand) und verlässt das „Paradies“, wie der Club heißt, bekleidet und voller Scham. Der Abschlussfilm der Berlinale ist ein Film, der trotz seines ernsten Themas Hoffnung gibt darauf, dass das Gute im Menschen noch nicht ausgerottet wurde und dass wir in jedem Menschen, dem wir begegnen, egal, welche Hautfarbe er hat und welche Sprache er spricht, auch ein Stück weit dem Fremden begegnen, der wir für unsere Mitmenschen sind.
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    (Markus Löhnert )
    14.02.2009
    23:54 Uhr
    http://worteverbinden.at
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