Filmkritik zu About Elly

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Where the f**** is Elly?

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2009
    In diesem einzigen Satz könnte man im Prinzip die Handlung des ganzen Filmes zusammenfassen. Denn kurz nach dem Verschwinden von Elly dreht sich der Film nur noch darum, wen denn nun die Schuld trifft und was hätte getan werden können, um zu vermeiden, dass es soweit kommen könnte. Ein Wortgefecht folgt auf das andere, ein jedes für sich völlig ohne rationalen Argumente, der Schrecken über die plötzliche Wendung des Sommerurlaubes sitzt allen in den Knochen. Nur langsam tauchen dazwischen immer mehr Informationen aus Ellys Leben auf, die sich wie Puzzlesteine schließlich zu einem ganz anderen Bild einer eigentlich völlig fremden Person zusammen setzen und alles, was bereits geschehen war, nur noch schlimmer machen können. Der iranische Regisseur Asghar Farhadi setzt den Schwerpunkt seines Filmes auf die Emotionen zwischen den einzelnen Charakteren, die mehr durch Zufall gemeinsam einen Ausflug unternehmen, als dass sie einander wirklich vertrauen würden. Um damit eine volle Spielfilmlänge an Handlung zusammen zu bringen, braucht er erstaunlich wenig Handlung, so viele Vorwürfe gilt es, einander an den Kopf zu werfen, so viele Unzufriedenheiten brechen auf. Für das europäische Publikum kommt bei der ganzen Streiterei und während des hoffnungsvollen Bangen auf eine Antwort noch der kulturelle Unterschied hinzu, was es mitunter schwierig macht, sich in die Situation der einzelnen Personen hinein zu denken. Zu offensichtlich ließen sich manche Streitpunkte aus der Welt schaffen, ginge es dabei nicht auch um Ehre und die Schwierigkeiten, die sich durch die strenge Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen in einer muslimischen Kultur ergeben. Das soll nicht heißen, dass unsere westliche Kultur nicht genauso ihre Knackpunkte hätte, für diesen Film jedoch fehlt dem europäischen Betrachter bzw. der Betrachterin sicherlich über gewisse Strecken die Empathie, um den Film weniger langatmig und theatralisch zu empfinden.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    (Markus Löhnert )
    07.02.2009
    23:33 Uhr
    http://worteverbinden.at
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