Filmkritik zu Spiel auf Bewährung

Bilder: Sony Pictures Fotos: Sony Pictures
  • Bewertung

    Gangs of Football

    Exklusiv für Uncut
    Nur ein Jahr nach Adam Sandlers Versuch, mit „Spiel ohne Regeln“ (2005) einen humorvollen Film über die Schnittstelle Football-Gefängnis zu drehen, bewährt sich „Spiel auf Bewährung“ in einem ähnlichen Kontext, bleibt jedoch dem Genre Komödie fern und versucht es mit einem ernsten Ansatz. Der englische Titel „Gridiron Gang“ bezieht sich auf den Gridiron Football, den Oberbegriff für einige Sportarten wie American Football, Flag Football oder Canadian Football. Gridiron bedeutet Gitterrost und verweist auf das Gitterrost-Muster eines Football-Feldes bestehend aus Quer- und Längsstreifen.

    Phil Joanou adaptierte den Stoff einer wahren Gegebenheit und einem Drehbuch von Jeff Maguire. Zu Beginn finden wir uns in einer urbanen Welt voller Armut, Freundschaft und Kriminalität wieder, die Handkamera wackelt und wir verfolgen zwei Jugendliche, von denen einer bei einem Schusswechsel stirbt. Der Football ist anfangs noch in weiter Ferne und wir sehen eher ein gesellschaftlich-sozioökonomisches Drama mit hoher Authentizität. Will Weathers, einer der Protagonisten, kommt daraufhin in eine Jugendstrafanstalt und muss mit dem Bewährungshelfer Sean Porter (Dwayne Johnson) vorliebnehmen.

    Nach diesem denkwürdigen Auftakt verfällt der Film leider in das gewohnte, absehbare Storytelling und es werden die klassischen Narrative aufgefahren. Porter möchte ein Footballteam mit den jungen Häftlingen aufbauen und sogar am Ligabetrieb teilnehmen. Unter widrigen Umständen sollen also Footballspiele gewonnen werden. Hintergründig könnte man hier zumindest argumentieren, dass das Gewinnen der Spiele nicht das Hauptaugenmerk sein soll, sondern die Steigerung von Selbstbewusstsein, die Resozialisierung bei den Jugendlichen und ein besseres Miteinander in der Einrichtung. Allerdings werden diese Aspekte nach und nach vergessen und der Fokus liegt doch wieder auf dem simplen Sport, weshalb wir von einem typischen Cinderella-Underdog-Film sprechen können. Es gibt ein neues Team mit einer neuen Teamdynamik, die sich erst finden muss, einige Trainingssequenzen, einen demotivierenden Rückschlag und ein Happy End. Soweit alles vorhersehbar und nichts Neues, dennoch gelingt es dem Film, Emotionen und Empathie durch Authentizität zu wecken. Die Charaktere erhalten zumindest etwas Tiefgang, müssen aber auch mit einigen Klischees kämpfen. Sexistische Zeilen lächelt der Film weg.

    Im letzten Drittel bekommen einige Nebenhandlungen zu viel Gewicht, während die Insassen und insbesondere Will recht unscharf ausgearbeitet wird. Dadurch fehlt am Ende etwas Mut, aber es fehlt nicht an Spielzeit. Mit 126 Minuten weist der Film einige Längen auf und eine Viertelstunde weniger hätte dem Film gutgetan. Leider brechen auch die simplifizierten Gangs im Gut-Böse-Schema zum Ende hin auf den Film und das Team ein, weshalb der letzte gute Move fehlt. Den suchen wir auch in den Footballszenen vergeblich, die eindimensional und wenig komplex inszeniert werden.

    Fazit: Deutlich authentischere Atmosphäre als bei „Spiel ohne Regeln“, rührseliger Score, unaufdringliche Regie, gesellschaftspolitisches Setting – der Film hat seine Stärken und nimmt die Zuschauer*innen für lange Zeit mit auf den Weg, bevor das Ende etwas zu lang und allzu kitschig gerät.
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    (André Masannek)
    06.02.2022
    11:49 Uhr
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