Exklusiv für Uncut
Beziehungen basieren ja bekanntlich auf gegenseitigem Vertrauen. Was passiert wenn das gestört ist, zeigt Drew Hancock mit „Companion - Die perfekte Begleitung“; und noch viel viel mehr. Ein wilder Genre Mix der funktioniert.
Iris (Sophie Thatcher, zuletzt gleichfalls stark zu sehen in „Heretic“) wird von ihrem Freund Josh (Jack Quaid) eingeladen ein paar Tage in einem abgelegenen Haus eines wohlhabenden russischen Freundes (Rupert Friend mit dickem Akzent) zu verbringen. Ehrlichkeit scheint aber nicht gerade Joshs Stärke zu sein, verfolgt er doch hinter ihrem Rücken ganz bestimmte Pläne. Und was eigentlich ein gemütlicher Ausflug werden sollte, artet bald in einen Horror-Trip aus, der ihre Liebe auf die Probe stellen wird…
War als Produzent doch Zach Cregger, der Autor und Regisseur von „Barbarian“, mit an Bord, überrascht das Vorhandensein von zahlreichen Wendungen und Plot-Twists kaum. Und ebenso wie dort bekommt man das beste Erlebnis wohl, wenn man ohne jegliches Vorwissen hinein geht. Leider verrät der Trailer für meinen Geschmack schon zu viel (wie im letzten Jahr bei „Abigail“). Wer ihn bereits gesehen hat, der sollte sich nicht abschrecken lassen, denn Companion hat trotzdem noch einige Asse im Ärmel. Und macht irrsinnig Spaß dabei.
Die Spielfreude und Chemie der Darsteller, allen voran Sophie Thatcher und Jack Quaid ist ebenso mitreißend wie der hervorragend gewählte Soundtrack; passend zur Hauptfigur, u.a . mit dem Goo Goo Dolls Hit „Iris“, der ja schon in „Deadpool & Wolverine“ eine kleine Renaissance erlebt hat. Eine gehörige Portion (schwarzer) Humor entschärft die zwischendurch auch harte Gangart. Und wenn es mal blutig wird dann mit ordentlichen Effekten; übertriebenen Gore braucht man dennoch nicht befürchten (oder erhoffen, je nachdem wo die Präferenzen liegen).
Wessen Neugier ich schon genug geweckt habe, der sollte ab jetzt nicht weiterlesen. Was im Trailer erwähnt wird, werde ich in dieser Kritik nämlich besprechen, darüberhinaus bleibt es selbstverständlich spoilerfrei.
Neben Liebesfilm, Horrorthriller und sogar einem Stück Heist-Movie, ist „Companion“ dazu noch Science-Fiction-Kino. Bei Iris handet es sich nämlich um einen Androiden, was was ihr selbst aber nicht bewusst ist. Josh hat sie sich gekauft und genauso programmiert, wie er sie gerne hätte, inklusive zu perfekter Kennenlern-Story. Die anfangs schon deutlich hervorstechende 50er-Jahre-Hausfrauen-Aufmachung lässt ohnehin schnell vermuten, dass hier etwas faul ist. Die Symbolik von Frauen als bloßes Spielzeug und dem Spiel mit ihren Gefühlen ist zwar nicht gerade subtil, funktioniert aber. Als Iris herausfindet, dass Josh sie nach Strich und Faden belogen hat, nimmt sie das natürlich alles andere als wohlwollend auf und läuft bald frei herum; Terminator trifft auf Chucky, als wütende Ex-Freundin. Damit ist sie aber lange nicht die Böse in diesem Spiel aus Lügen und Intrigen. Mit der A.I.-Thematik, die ja in aller Munde ist, trifft „Companion“ hier definitiv den Zeitgeist, tiefgehende existenzielle Diskussionen sucht man dennoch vergeblich. Glücklicherweise, denn alles andere würde das knackige Tempo in dem die lediglich 97 Minuten ablaufen nur unnötig verlangsamen.
Ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob man nicht eine Chance vertan hat, den Film eine Woche später direkt zum Valentinstag zu veröffentlichen. Die Möglichkeit ihn an eben diesem zu schauen besteht ja trotzdem und sich dann gemeinsam zu fürchten, zu echauffieren und/oder herzhaft zu lachen. Aber auch wer kein Date hat, dem kann ich „Companion“ als den perfekten Begleiter für den Abend wärmstens ans Herz legen.