Exklusiv für Uncut von der Diagonale
Mit seinen originellen Kurzfilmen hat Medienkünstler Christoph Schwarz bereits in der Vergangenheit Kreativität und vor allem Humor bewiesen. So macht er sich im Short „CSL“, der 2018 im Rahmen des Diagonale Filmfestivals gescreent wurde, beispielsweise auf die Suche nach seinen Namensvettern und ergründet im Zuge dessen Gemeinsamkeiten und Unterschiede sämtlicher Christoph Schwarz‘, die die Gründung einer Art Männerbunds zu Folge haben. Prägend für die Arbeiten des Filmemachers sind vor allem die Kombination dokumentarischer Elemente und fiktiver Handlungsstränge, ein Stilmittel, an welchem sich Schwarz in seinem neuesten Werk „Sparschwein“ erneut bedient. Diesmal nimmt er sich dem Thema Klimaaktivismus und Kapitalismuskritik an, in gewohnter Manier stets mit einem Augenzwinkern. Der Film mit von und über Christoph Schwarz, der gleichzeitig sein Langfilmdebüt darstellt, wurde bei der diesjährigen Diagonale uraufgeführt und ist österreichweit in ausgewählten Kinos zu sehen.
Künstler und Regisseur Christoph Schwarz ist zwar in seinem Metier durchaus angesehen, doch wie bei so vielen Kunstschaffenden, sieht es bei ihm finanziell nicht besonders rosig aus. Da kommt ihm ein (un-) moralisches Angebot vom ORF sehr gelegen: Für ein Klimaprojekt werden er, wie auch weitere Filmschaffende, dazu angehalten sich im Selbstexperiment mit dem Thema Streik auseinanderzusetzen, großzügige Gage inklusive. Nach eifrigem Kopfzerbrechen entscheidet sich Christoph schließlich den Versuch als einjährigen Geldstreik aufzuziehen, verfolgt mit dem üppigen Filmbudget vor Augen jedoch heimlich ein vermeintlich anderes Ziel.
Schon während der Sichtung des Films muss man als Zuseher*innen immer wieder innehalten und sich die Frage stellen: Ist das Gezeigte nun Realität oder werden wir hinters Licht geführt? Die ernüchternde Antwort auf diese Frage ist weder ein klares Ja noch ein deutliches Nein, viel eher vermag es Schwarz in „Sparschwein“ spielerisch und selbstironisch Konsumkritik, Aktionismus und Klimaaktivismus zu erörtern, ohne sich über die eigentliche Problemstellung der Klimakrise zu mokieren. So folgen wir dem Protagonisten nicht nur in seinem Lebensalltag ohne Geld, auch Kunstaktionen und Metahandlung, die die Entstehung des Films selbst thematisieren, werden gekonnt ins Narrativ des Films eingebettet. Während die gezeigten thematischen Installationen (zum Beispiel eine zum Erdäpfelfeld zweckentfremdete Grünfläche inmitten eines Kreisverkehrs) allerdings ungelogen dem kreativen Geist des Regisseurs entsprungen sind, soll das symbolische Verbrennen von Christophs Gage, nur die oftmalige Doppelmoral von performativem Aktivismus an den Pranger stellen.
Der Wahrheitsgehalt des Werks liegt in der Tat höher als es zunächst anmuten lässt, denn Protagonist Christoph hat sich im Jahr 2021 den im Film thematisierten Geldstreik tatsächlich unterzogen. Schwarz ist sich seiner privilegierten Situation, es sich leisten zu können ein ganzes Jahr auf monetäre Mittel verzichten zu können, zweifelsohne bewusst; zeigt im Film aber durchaus realistische Alternativen zum klassischen Konsumverhalten auf, und setzt sich mit Foodsharing und emissionsfreier Mobilität auseinander.
Ob es sich bei „Sparschwein“ im Anbetracht dessen fürwahr um eine Mockumentary und nicht eher um eine Gesellschaftssatire handelt, obliegt im Endeffekt den Zuseher*innen.
Mit wenig Budget aber umso mehr Schmäh und Sympathie wertet Schwarz das oft angestaubte und zum moralisieren neigende Thema des Klimawandels auf und präsentiert uns ein einmaliges Filmprojekt, das nicht mit erhobenen Zeigefinger zu belehren versucht, sondern dem Publikum ausreichend Raum zur Selbstinterpretation einräumt.