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  • Bewertung

    Die vielen Tode vom indigenen Volk der Osage

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2023
    Die Premiere, die ich hier in Cannes erleben durfte, war das erstmalige Sehen des Firmenlogos von Apple auf der großen Leinwand gleich gefolgt von Paramount Pictures. Einige Zuschauer konnten ihre Ablehnung nicht verheimlichen und buhten in den ersten Sekunden das Apfel-Zeichen brutal aus. Der Streaming-Dienst hat sich offensichtlich die geschätzten 200 Millionen Dollar Produktionskosten mit dem Veteranen der Filmindustrie Paramount Pictures geteilt. Bereits zuvor arbeitete „Marty“, wie Martin Scorsese auch liebevoll genannt wird, mit Netflix beim Meisterwerk „The Irishman“ zusammen. Der Maestro, der das Kino liebt und lebt, schafft es nur noch auf diesem Weg seine anspruchsvollen und langen Filme zu finanzieren.

    Martin Scorsese schaffte es auch seine Lieblingsschauspieler Robert DeNiro und Leonardo DiCaprio für sein Projekt zu verpflichten. DeNiro hatte bereits elf Mal das Vergnügen, DiCaprio kommt aber auch schon auf sieben Einsätze. Dabei entstehen Filme für ein anspruchsvolles Publikum und nominieren sich selbst als Meisterwerke der Filmgeschichte. Das ist bei der Verfilmung des Tatsachenkrimis „Das Verbrechen: Die wahre Geschichte hinter der spektakulärsten Mordserie Amerikas“ von David Grann nicht anders.

    Alles beginnt mit dem Fund von Öl auf den Ländern der Osage. In den 1920er-Jahren bringt das Reichtum für das indigene Volk. Aber gleichzeitig weckt das das Interesse des weißen Mannes, der vor Mord nicht Halt macht und das Vermögen an sich selbst reißen wird. Als Zuschauer wird man Zeuge von Gier, Gewalt und Rassismus. Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) geht als Held des ersten Weltkriegs zu seinem Onkel King William Hale (Robert DeNiro), der als lokaler „König“ von Fairfax es zu Macht und Wohlstand geschafft hat. Der Plan ist simpel. Er soll eine bestimmte Osage-Tochter namens Molly (gespielt von Lily Gladstone) heiraten. Danach wird die gesamte Familie ermordet und der Besitz geht zuerst an Burkhart und danach an K.W.Hale über. Und obwohl Burkhart seine Frau und in späterer Folge seine Kinder liebt, ist er zu schwach sich den mörderischen Wünschen und Anweisungen des teuflischen Onkels zu widersetzen. Er geht sogar so weit, dass er seiner Frau Gift in die Insulinspritze mischt, um den Tod zu beschleunigen.

    Leonardo DiCaprio ist eine Wucht. So hat man ihn noch nie gesehen. Manchmal ist er mit seinem bulligen Stiernacken nicht wiederzuerkennen. Sogar seine Zähne sind gelb und schief. Seine Zerrissenheit zwischen geliebter Frau und bösen und ausnutzendem Onkel bzw. seine Naivität/Dummheit spürt man als Zuschauer. Dabei wünscht er sich nur ein guter Katholik zu sein. Inzwischen häufen sich die Morde und Tode unter der indigenen Bevölkerung. Das korrupte System der Stadt schaut zu und verdient mit.

    „Killers of the Flower Moon“ ist radikal schonungslos und findet immer den richtigen Ton, die dem Thema angemessen ist. Martin Scorsese kennt keine Grenzen in seiner Kreativität und schließt den Film mit einer grandiosen Idee ab, aber das möchte ich nicht verraten. Entweder im Kino oder im Streaming anschauen. Ich empfehle die Leinwand!
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    (Leander Caine)
    21.05.2023
    09:58 Uhr