Filmkritik zu Rubikon

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  • Bewertung

    Viel Kopf, wenig Herz trotz visueller Kunstgriffe

    Exklusiv für Uncut
    Magdalena Lauritsch ist ein großer Fan von Science-Fiction-Filmen, speziell von Star Trek, wie sie in einem Interview mit dem ORF neulich verraten hat. Groß muss also ihre Freude gewesen sein, als es ihr gelang, als ihre erste Regie-Arbeit einen Science-Fiction Film drehen zu können, noch dazu einen, zu dem sie gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Jessica Lind das Drehbuch verfasst hat.

    Lauritsch und Lind haben für ihre dystopische Weltuntergangsgeschichte eine zukünftige, internationale Raumstation gewählt, in der drei Menschen die Technologie zur Rettung der gesamten verbliebenen Menschheit nach einer globalen Naturkatastrophe in Händen halten. Gegen ihren Willen werden sie durch tragische Ereignisse in das moralische Dilemma gedrängt, das eigene Überleben gegen das Überleben der Gemeinschaft abwägen zu müssen.

    Trotz ihres im Vergleich zu internationalen Produktionen sehr überschaubaren Budget ist es der Regisseurin gelungen, ein glaubwürdiges Set und durchaus passable visuelle Effekte einsetzen zu können, die sich keineswegs verstecken müssen. Schwächen zeigt der Film jedoch bei der Entwicklung seiner Charaktere und beim Erzähltempo. Vieles muss offenbar immer wieder ganz schnell gehen, manchmal zu schnell und offenbar nur deshalb, um etwas später Zeit in philosophische Dialoge zu investieren, die in sich ganz gut geschrieben sind, sich aber auch in Details verzetteln. Leider fehlt der Geschichte auch eine große Portion Emotionen und eine Leitfigur, mit der man sich als Zuschauer identifizieren kann. Wer das Zeug zum Helden/zur Heldin hat wird während der Geschichte immer wieder neu definiert, dekonstruiert und hinterfragt, sorgt zugleich aber auch für eine gewisse Abnützung der Figuren.

    Im Bereich seines Erscheinungsbildes ist der Film also durchaus gelungen (Franz Brandstätter war u.a. für die visuellen Effekte bei „Avengers“ oder „Cloud Atlas“ verantwortlich), seine Handlung leidet allerdings deutlich über dem Durchschnitt an Plot-Holes und nicht zuletzt an ihrem eigenen intellektuell-psychologisch-moralischem Selbstanspruch, weshalb bei mir ein eher verhaltener Eindruck zurück blieb. Sowohl Julia Franz Richter („Undine“) als Hannah Wagner, als auch George Blagden als Gavin (in einer Nebenrolle in „Les Miserables“ zu sehen gewesen) und natürlich Mark Ivanir (z.B. „Homeland“) haben mich grundsätzlich in ihren Rollen überzeugt, aufgrund der Schwächen im Drehbuch und der kopflastigen Umsetzung will die Chemie zwischen den Dreien aber nie so ganz stimmen.
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    (Markus Löhnert )
    17.09.2022
    16:42 Uhr
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