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  • Bewertung

    Braindead im Angesicht der Angst

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2022
    Mit der schrägen Zombiekomödie „Coupez!“ ist das 75. Filmfestival in Cannes gestartet. Der anscheinend irre Film handelt von einem Dreh eines Low-Budget-Movies in einer alten Fabrik, der nicht nach Drehplan läuft, weil plötzlich echte Untote das Filmteam terrorisieren. Dabei ist Michel Hazavanicius Streifen ein Remake des japanischen Superhits „One Cut For The Dead“ aus dem Jahr 2017. Bei Produktionskosten von ca. 25.000 USD spielte das japanische Original in Nippon unfassbare 27 Millionen USD ein. Ich befürchte, dass das Remake dieses Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht packen wird.

    Am Anfang des Films weiß man als Zuschauer wenig mit „Coupez!“ anzufangen, da alles sehr hektisch und chaotisch wirkt. Man ist peinlich berührt über eine knappe halbe Stunde einen Zombiefilm anzuschauen, bei dem man das Gefühl hat, dass man aufgrund zahlreicher blutiger Splattereinlagen so einen Film von der Qualität nicht mal aus den glorreichen Zeiten von Videopremieren kennt. Die genannte Qualität ist auf jeden Fall weit unter „B-Movie“ zu finden und erinnert in einigen Einstellungen an den frühen Peter Jackson, nur halt ohne seine Kreativität. Zum Chaos tragen auch die japanischen Namen der französischen Filmcrew bei, aber auch die Kamera, die mehrmals ins Leere filmt. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls unter jeder Kritik, aber die Auflösung kommt ja noch (ACHTUNG SPOILER-ALARM): Es ist ein Film im Film!

    Was anfangs noch irre wirkte, ergibt nun Sinn. Die Crew, die anscheinend so stümperhaft an die Arbeit ging, wächst dem Zuschauer ans Herz. Man wird Zeuge mit welcher Leidenschaft das Filmteam versucht einen Film zu drehen bzw. zu retten, wo es an Tiefgang zu mangeln schien. Aus dem „Ed Woof“-Einleitungsfeeling wird zwar kein „The Artist“-Triumph, aber man kann die Liebe des Regisseurs Michel Hazavanicius zum Film und Filmdreh mehr als nachvollziehen!
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    (Leander Caine)
    18.05.2022
    21:36 Uhr