Filmkritik zu Hunter Hunter

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Vom Jäger zum Gejagten

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    „Hunter Hunter” mag zunächst wie ein gewöhnlicher Survival-Thriller anmuten, doch der dunkle Twist hat sich nur allzu gut im Schatten der Wälder versteckt. Das Genre-Werk von Shawn Linden versammelt dabei ein Castingensemble rund um Devon Sawa, Camille Sullivan und Nick Stahl. Vor allem Devon Sawa ist kein Unbekannter in der Horrorszene, wurde er doch als Hauptdarsteller in Filmen wie „Die Killerhand“ und „Final Destination“ bekannt. Charakterschauspieler Nick Stahl, der nach seinen Rollen in prestigeträchtigen Klassikern wie „Der schmale Grat“ oder „Sin City“ hauptsächlich mit Negativschlagzeilen in Medien Erwähnung fand, etabliert sich hier mit einer eindringlichen creepy Performance.

    Familie Mersault führt ein hartes Leben: In einer einsamen abgelegenen Hütte mitten in der kanadischen Wildnis verbringen Vater Joseph und Tochter Renee ihren Alltag vor allem mit Fallen aufstellen und der Jagd, Mutter Anne verkauft anschließend die Tierpelze, um der Familie zumindest die Grundversorgung mit Lebensmitteln zu garantieren. Doch das Geschäft mit den Tierfellen läuft schlecht und zu allem Überfluss treibt sich in ihren Wäldern noch ein gefährlicher Wolf herum, der sich mit Genuss an den Gratismahlzeiten in den Fallen bedient. Anne sieht die Familie am Rande der Existenz und ermahnt Joseph das Selbstversorgerleben ihrer Tochter zuliebe vorerst auf Eis zu legen, doch dieser will so schnell nicht aufgeben und macht sich auf die Suche nach dem Wolf. Doch die dunklen Wälder bergen viel größere Gefahren als das hungrige Raubtier, was die Joseph und seine Liebsten schon bald am eigenen Leibe erfahren müssen.

    „Hunter Hunter“ braucht trotz seiner spannungeladenen Atmosphäre etwas Zeit um richtig Fahrt aufzunehmen, doch der langsame Wandel vom einsamen Leben in der Wildnis zum bitteren Überlebenskampf zahlt sich definitiv aus. Am Ende liefert der Film gar eine der blutigsten und schockierendsten Gewalt-Szenen des ganzen Slash Filmfestivals was für das brutal gute Line-Up des Events eine echte Leistung darstellt. Zartbesaitete seid gewarnt: Nicht nur für Veganer*innen und Tierfreund*innen ist der Film ungeeignet, der finale Akt könnte gar hartgesottene Gorefans schwer im Magen liegen.

    Eindrückliche Natur und -Tieraufnahmen machen den Streifen zu einem immersiven Erlebnis, welches einem direkt in die ebenso beeindruckenden wie angsteinflößenden dichten Wälder Kanadas versetzt. Schauspielerisch sticht in erster Linie die kanadische Aktrice Camille Sullivan, die sich von der aufopfernden Mutterrolle hin zur gnadenlosen Jägerin aus allen Registern zieht und dabei stets so authentisch wirkt, als habe sie nie was anderes gemacht. Die Darstellung einer „zivilisierten“, modernen Welt erfolgt im Film (im starken Kontrast zu den malerischen Landschaftsbildern) in ein paar wenigen flüchtigen Szenen, was dem Film einen beinahe post-apokalyptischen Vibe gibt.

    Ein nervenaufreibender Blick in die (Un-)Tiefen der abgeschiedenen Wildnis, mit einem unfassbar brutalen Ende, das einem wie ein Schlag in die Magengrube noch lange nach dem Kinobesuch verfolgt!
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    (Julia Pogatetz)
    01.10.2021
    18:33 Uhr