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    In der kalifornischen Wüste hört dich niemand schnarchen

    Eldritch Advice
    In meinem letzten Eldritch Advice, widmete ich mich einem Film von Christopher Ray und erwähnte dabei, dass eine Filmbesprechung eines der Werke seines Vaters, Fred Olen Ray, in Zukunft unausweichlich sei. Diese Zukunft ist heute, am „Alien Day“, und das Werk ist „Biohazard“. Würde man „Biohazard“ als reines „Alien“ Rip-Off bezeichnen, würde man sowohl dem Film, als auch dem Exploitation Genre Unrecht tun. Zwar lassen sich einige Elemente aus „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ (1979) wiederfinden, in etwa das eindeutig von H.R. Giger inspirierte Monsterdesign, doch ähnelt der Handlungsstrang und das generelle Ambiente von „Biohazard“ primär dem „Creature Feature“ Genre der 50er Jahre; wie etwa dessen Beitrag „It! The Terror from Beyond Space“ (1958), ein Werk das gemeinhin als eine der Inspirationen für „Alien“ gilt.

    In einer geheimen Forschungseinrichtung in der kalifornischen Wüste, führt die US-Armee sonderbare Experimente mit dem Medium Lisa Martyn durch. Durch die Kraft ihrer Gedanken, gelingt es ihr, dass sich ein Artefakt aus einer fremden Welt im Labor manifestiert. Es ist ein Metall-Zylinder, der etwas Seltsames zu beinhalten scheint. Die Armee beschließt den Zylinder für weitere Untersuchungen in ein anderes Institut zu überstellen. Der Transport findet allerdings bereits nach einer geringen Wegstrecke ein jähes Ende, als ein groteskes Wesen dem Objekt entsteigt, die Besatzung des LKW's tötet, und in eine nah gelegene Kleinstadt entkommt.

    Ich muss sagen … ich habe bereits stimmigere 70 Minuten verbracht.

    Bei einem Budget von geschätzten 250.000 Dollar ist es weder verwunderlich noch verwerflich, dass „Biohazard“ gewisse Limitationen hat. Dafür befinden sich insbesondere die zahlreichen blutigen Effekte auf einem hohen Niveau, verlieren ihren Schrecken allerdings durch die dilettantische Darstellung des Monsters. Zwar kann sich das „Xenomorph“ inspirierte Design auf dem ersten Blick durchaus sehen lassen, offenbart bei am helllichten Tag stattfindenden Szenen oder übermäßiger Präsenz jedoch zahlreiche Schwächen. Dazu kommt, dass das Monster vom, damals 7-jährigen, Sohn des Regisseurs gespielt wurde, und dadurch auch wie ein 7-jähriges Kind agiert. Manche Eltern mögen dies vielleicht als überaus gruselig erachten, filmtechnisch gesehen wirkt es jedoch höchst lächerlich. Hierbei kann selbst der eingängige, aber leider zu selten eingesetzte, Soundtrack von Drew Neumann nichts retten.
    Schauspieltechnisch sticht nur eine Performanz wirklich hervor, jene von Angelique Pettyjohn. Das 1992 viel zu früh verstorbene Sexidol, ist Science Fiction Fans vor allem als „Shahna“ aus der zweiten Staffel von „Raumschiff Enterprise“ (1966-69) ein Begriff. Auch im Jahr 1985 hatte sie nicht von ihrer Schönheit verloren und war dadurch als Lisa Martyn eines der wenigen Highlights von „Biohazard“. Die restliche Besetzung wirkt im Vergleich zu ihr blass und austauschbar, trotz des Beiwirkens eines sichtlich gelangweilten Aldo Rays.

    Ist dieser Film „Alien Day“ würdig?

    Man kann Fred Olen Rays Liebe zum Fantastischen Film zwar nicht bestreiten, sein Talent als Regisseur ist jedoch durchaus anfechtbar. „Biohazard“ wirkt trotz einer Netto-Laufzeit von ca. 70 Minuten in etlichen Momenten langatmig. Darüber hinaus funktioniert dieser Film weder als „Alien-Klon“ noch als „Creature Feature“ Hommage. Gerade im Vergleich zu frühen Science Fiction Werken, lässt „Biohzard“ jedweden Charme oder gesellschaftliche Relevanz vermissen. Trotz einigen wenigen unterhaltsamen Szenen, sowie einer umwerfenden Angelique Pettyjohn, ist dieses Werk keinesfalls „Alien-Day“ würdig.
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    (Thorsten Schimpl)
    26.04.2021
    17:38 Uhr