Bilder: Warner Bros Fotos: Warner Bros
  • Bewertung

    Ein Film der mit sich selbst ringt

    Exklusiv für Uncut
    Seit der Veröffentlichung der „Mortal Kombat“-Filmadaption im Jahr 1995 sind 26 Jahre vergangen. Dieser folgte 1997 mit „Mortal Kombat: Annihilation“ eine Fortsetzung, die hinter den Erwartungen zurückblieb; so sehr, dass es abseits von TV-Produktionen über zwei Jahrzehnte keine weitere Verfilmung gab, und eine solche somit längst überfällig war. Das lang erwartete „Mortal Kombat“-Reboot von 2021 ist das Regiedebüt von Simon McQuoid. Die Hauptgeschichte dreht sich darum, dass verschiedene menschliche Charaktere ihre Superkräfte erlangen, um schließlich im mysteriösen Mortal-Kombat-Turnier gegen die Kämpfer aus Outworld, einer fremden Welt, antreten zu können. Verlieren oder scheitern sie, wird Outworld die Erde zerstören.


    Die Veröffentlichung eines Films, der auf einer beliebten Videospielreihe basiert, ist aufgrund der hohen Erwartungen der Fangemeinde stets eine knifflige Angelegenheit. Ich muss zugeben, dass ich zwar ein „Mortal Kombat“-Fan bin, aber im Gegensatz zum Großteil der Spieler den Storymodus überspringe und lieber direkt zu den Arenakämpfen übergehe, weil dieser Teil des Spiels mir am meisten Spaß macht. Daher ist mein Wissen über die Hintergründe dieser Spielwelt und ihrer Charaktere begrenzt. Darum fand ich die Einführung des Films in die Grundfeste der „Mortal Kombat“-Mythologie sehr solide und für Zuseher ohne Vorkenntnisse durchaus verständlich. Allerdings leidet der Film an einem großen Versäumnis, nämlich dem Fehlen des „Mortal Kombat“-Turniers. Es gibt Kämpfe zwischen einzelnen Charakteren, aber keiner davon findet während des Turniers statt. Dadurch ist dieser Film ein gewisser Etikettenschwindel, dem es an einem Höhepunkt und Kohärenz fehlt.


    Der Beginn ähnelt dem des Animationsfilms „Mortal Kombat Legends: Scorpion’s Revenge“ (2020), die Ähnlichkeiten enden aber bereits dort. Die Handlung konzentriert sich auf die Hauptfigur Cole Young (Lewis Tan), der kläglich daran scheitert, seine Supermacht zu erlangen, die es ihm ermöglicht, am Mortal Kombat teilzunehmen. Meiner Meinung nach, setzt der Film die Geschichte nicht so erfolgreich um wie er es sollte. Interessanterweise wird dies besonders durch den eigentlichen Höhepunkt des Films umso deutlicher, nämlich dem Auftreten der bereits in den Videospielen und früheren Verfilmungen etablierten Charaktere. So fesselte mich Liu Kangs (Ludi Lin) Hintergrundgeschichte wesentlich mehr, als der gesamte Handlungsbogen rund um Cole. Obwohl Cole eine langweilige Charakterentwicklung durchläuft, spielt dies zum Glück keine große Rolle, da der Film ansonsten relativ ausgewogen ist, und anderen Charakteren genügend Raum gibt.
    Meine persönlichen Favoriten sind Liu Kang und Kung Lao (Max Huang), zweiterer überzeugt ebenfalls durch eine überzeugende schauspielerische Leistung.


    Shang Tsung ist kein schlechter Antagonist, in meinen Augen gelang es Chin Han jedoch nicht, diesen ikonischen Bösewicht entsprechend zu verkörpern. Das schwache Drehbuch hat ihm bei seiner Performanz aber sicherlich nicht geholfen.
    Ein Genuss war es allerdings der Charakterentwicklung von Sonja Blade (Jessica McNamee) beizuwohnen, die im Laufe des Films als Person wächst. Ebenso gefiel mir die Darstellung ihrer Freundschaft mit ihrem Kameraden Jax (Mehcad Brooks). Die Chemie zwischen Liu Kang und Kung Lao war gleichfalls unterhaltsam. Nicht minder wurde die Rivalität zwischen Sub-Zero (Joe Taslim) und Scorpion (Hiroyuki Sanada) beleuchtet. An dieser Stelle will ich als Fan der Spiele auf den Umgang mit den Charakteren eingehen. Ich vertrete die Ansicht, dass einige Charaktere vom Produktionsteam nicht in jenem Ausmaß Verwendung fanden, wie es in den Spielen der Fall ist. Ungefähr so, als hätte man Gold in seinen Händen und wirft es weg, um nach Steinen zu suchen. Kano (Josh Lawson) dient zu sehr als Fokus des Films, und als Vehikel um die Spannung aufrechtzuerhalten. Dennoch muss ich gestehen, dass der Schauspieler Josh Lawson die Aggressivität seiner Figur in seiner vollen Bandbreite und zu seinem Vorteil nutzte. Leider wurden einige ikonische Charaktere vollständig weggelassen, offensichtlich von der Notwendigkeit angetrieben, eine etwaige Fortsetzung zu hypen. Ich schätze solche kalkulierten Motive nicht wirklich, insbesondere wenn sie auf Kosten der Filmqualität gehen. Ebenfalls hätte ich gewissen Charaktere am Leben erhalten, aber zumindest wurde eine Hintertür offengelassen, um diese in einer möglichen Fortsetzung zurückzubringen.


    Der Soundtrack passt zum Film, hebt sich jedoch nicht vom Groß von kontemporären Veröffentlichungen ab. Die musikalische Untermalung funktioniert besonders dann gut, wenn die Charaktere in einer „Trainings-Montage“ befinden. Negativ stach jedoch ein Stück hervor, nämlich die aktualisierte Version des klassischen „Mortal Kombat“-Themes: „Techno Syndrome (Mortal Kombat)“ von „The Immortal“, das 1993 für die Bewerbung des ersten Films geschaffen wurde. Ich will nicht behaupten, dass man ein Original nicht verbessern kann, aber in diesem Fall hätten sie wirklich beim Original bleiben sollen, anstatt diese „aufgewärmte“ Version davon zu verwenden. Damit hätte man eine würdige Hommage zu den originalen „Mortal Kombat“-Werbespots und zum Film von 1995 herstellen können.


    Trotzdem hatte ich am Ende viel Spaß, vor allem dank der vielen Charaktere, die mir in den Spielen und den vorherigen Filmen ans Herz gewachsen sind. Die Handlung war leicht zu verfolgen und die langweiligen Nebenschauplätze waren nicht zu aufdringlich. Nichtsdestotrotz vermute ich, dass dieser Film wegen seiner verbesserungswürdigen Rahmenhandlung, beim Mainstreampublikum auf wenig Resonanz stößt. Es wird zwar ständig darüber geredet, dass Outworld die Erde zerstören wird, wenn die Teilnehmer des Earthrealms das „Mortal Kombat“-Turnier nicht gewinnen, aber dies macht den Fakt, dass es sich hierbei um eine Vorgeschichte in Spielfilmlänge handelt, lediglich umso klarer. Ich will nicht zu negativ klingen, und habe bereits erwähnt, dass ich meinen Spaß mit dieser Produktion hatte. Am besten ist das „Mortal Kombat“-Reboot an einem Tag, an dem es einem egal ist, ob ein Film ist gut oder schlecht ist, zu genießen.