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    Monster-Dystopie mit Herz und Hund

    Exklusiv für Uncut
    Was kann bloß schlimmer sein als „nur“ der Weltuntergang? Der Weltuntergang plus die vollkommene Unfähigkeit einen sinnvollen Beitrag für die kleine Gruppe der Überlebenden leisten zu können zum Beispiel! Genau so ergeht es dem Protagonisten Joel in Michael Matthews‘ Sci-Fi-Abenteuer „Love and Monsters“, der nach einem kurzen Abstecher in ausgewählte Kinos in den USA nun weltweit über Netflix verfügbar ist.

    Sieben Jahre nach der Apokalypse leben die wenigen Überlebenden vorwiegend in Untergrundbunkern. Nachdem ein Asteroid beinahe die Welt zerstört hätte und dieser nur mit Atomwaffen außer Gefecht gesetzt werden konnte, hat die dabei freigesetzte Strahlung alle kaltblütigen Lebewesen in gigantische Mutanten verwandelt und zu blutrünstigen Killern gemacht. Eines Tages reicht es Joel und er fasst seinen ganzen Mut zusammen, um den Weg von seinem Bunker zu dem seiner Jugendliebe Aimee, mit der er über Funk sporadischen Kontakt aufbauen konnte, auf sich zu nehmen. Obwohl seine Gruppe aufgrund Joels mangelnder Überlebenskünste nicht viel von seinem Plan hält, unterstützen sie den entschlossenen Burschen. An der Erdoberfläche angekommen, fühlt er sich zunächst sicher, merkt aber bald, dass die Ungeheuer den Menschen mittlerweile vollkommen verdrängt haben. Mit der Unterstützung des schlauen Hundes „Boy“ und zwei weiteren Überlebenden lernt er schnell sich in der gefährlichen Umgebung zurechtzufinden und zu überleben und nähert sich so immer mehr seinem Ziel sich endlich wieder mit Aimee zu treffen.

    Erst kürzlich wurde „Love and Monsters“ in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ mit einer Oscarnominierung geehrt, die der Film auf alle Fälle verdient hat. Das kreative und intelligente Design der verschiedenen Monster gepaart mit einem exzellenten und immersiven Aufbau einer dystopischen Welt, zieht das Publikum augenblicklich in den Bann. Die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Kreaturen sind außerordentlich gut umgesetzt und man wird trotz der Menge an visuellen Effekten nie von einem Übermaß an CGI erschlagen, da die Spezialeffekte raffiniert in ihre Umgebung eingearbeitet werden.

    Hauptdarsteller Dylan O'Brien, bekannt aus der „Maze Runner“-Reihe, erinnert in seiner Darstellung des Joel ein wenig an Jesse Eisenbergs Charakter in „Zombieland“, der sich genau wie er nicht nur durch eine dystopische Landschaft, sondern auch mit den eigenen Unzulänglichkeiten kämpft, wobei Dylan seine Figur eindeutig mit mehr Charme und Herz verkörpert. Der eigentliche Held des Films ist aber eindeutig der Vierbeiner „Boy“, der immer wieder beweist, dass der Hund wahrhaftig der beste Freund des Menschen ist und nebenbei auch das Talent besitzt Szene für Szene für sich zu gewinnen. Der Kelpie ist nicht nur irgendein „good boy“ sondern der Allerbeste! Auch Charakterdarsteller Michael Rooker glänzt in seiner Nebenrolle als Survivalexperte Clyde, der wie das freundliche Gegenstück zu seiner „The Walking Dead“-Rolle „Merle Dixon“ wirkt.

    Der eher ungewöhnliche Genre-Mix aus Science-Fiction, Horror und Rom-Com funktioniert überraschend gut, insbesondere deshalb, weil er sich auf keines dieser Genres zu sehr versteift. Zwar driftet „Love and Monsters“ hin und wieder ein wenig in Richtung Kitsch ab, letztendlich rückt die Liebesgeschichte allerdings in den Hintergrund und die persönliche Entwicklung des Protagonisten, der auf seinem schwierigen Weg über sich hinauswächst und endlich zu seinem Mut findet, wird in den Fokus des Geschehens gestellt. Auch die Tatsache, dass die mutierten Wesen nicht alle böser Natur sind, sondern durchaus freundliche Riesen unter den „Monstern“ zu finden sind, stellt einen Gegensatz zu klassischen Monsterfilmen dar, in denen es beim geläufigen Gegensatz von Gut und Böse oft keine Grauzonen zu geben scheint.

    Entgegen der meisten Blockbuster, die in der Corona-Pandemie mehr oder weniger als Verlierer hervorgehen und deren Veröffentlichung zum Teil weit nach hinten verschoben wurden, profitiert „Love and Monsters“ eher von seiner Veröffentlichung auf Streamingplattformen. An den Kinokassen wäre der Film inmitten einer Bandbreite von Blockbustern vermutlich untergegangen.

    „Love and Monsters“ ist ein sympathischer Crowdpleaser, der es vermag auch jene, die dem Genre Monsterfilm weitestgehend abgeneigt sind, mit seinem Charme und einer äußerst positiven Attitüde einzufangen. Ein Film, der einfach Spaß macht!
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    (Julia Pogatetz)
    15.04.2021
    17:11 Uhr