Filmkritik zu Dune

Bilder: Warner Bros Fotos: Warner Bros
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    See you at Arrakis

    Exklusiv für Uncut
    Nun ist er da, der wohl meisterwartete Film des Jahres: „Dune“ kommt, nach einer fast einjährigen, coronabedingten Verzögerung endlich in die Kinos! Die bisherigen Verfilmungen von Frank Herberts gleichnamiger Literaturvorlage waren bekanntermaßen ja nicht immer unbedingt vom Glück gesegnet – man erinnere sich beispielsweise an David Lynchs äußerst durchwachsene Adaption aus dem Jahr 1984 oder Jodorowskys gescheitertes Vorhaben einer filmischen Umsetzung. Nichtsdestotrotz traute sich nun auch der Kanadier Denis Villeneuve an den Kultklassiker aus der Science-Fiction-Literatur heran, der in den vergangenen Jahren ja schon des Öfteren ein Händchen für imposante Science-Fiction-Kreationen („Arrival“, „Blade Runner 2049“) bewies. Außergewöhnliches Blockbusterkino ist hier also vorprogrammiert.

    Wir schreiben das Jahr 10.191: Die Menschen haben verschiedene Planeten besiedelt, die von den großen Adelshäusern der Galaxie beherrscht werden. Das Haus Atreides, angeführt von Herzog Leto (Oscar Isaac), wird auf einen Befehl des Imperators hin mit der Herrschaft über den Planeten Arrakis beauftragt. Auf dem umgangssprachlich auch Dune genannten Wüstenplaneten ist das begehrteste Gut des gesamten Universums zu finden, das „Spice“, welches ein wichtiges Antriebsmittel für die Raumfahrt darstellt und in besonderer Weise auf die Sinne einwirkt. Gemeinsam mit seiner Geliebten, Lady Jessica (Rebecca Ferguson), dem gemeinsam Sohn Paul (Timothée Chalamet) sowie seinen wichtigsten Vertrauten Duncan (Jason Momoa) und Gurney Hallack (Josh Brolin) lässt sich Leto samt den militärischen Truppen deshalb auf Arrakis nieder und beginnt mit dem „Spice“-Abbau. Doch schon bald machen sich erste Spannungen bemerkbar, die von den machthungrigen Harkonnen vom Planeten Giedi Prime ausgehen und auch die Wüstenlandschaft beherbergt so einige Überraschungen: die Atreides werden hier nämlich nicht nur mit riesigen Sandwürmer konfrontiert, sondern auch mit den Bewohner*innen von Arrakis, den Fremen.

    Ein großer Kritikpunkt an Lynchs Verfilmung von „Dune“ aus dem Jahr 1984 stellt wahrscheinlich die unstrukturierte, fast schon schlampige Erzählweise dar, die den Film durchzieht – verwirrende Plotholes, ebenso unüberschaubare Orte und Charaktere waren die Folge. Man mag meinen, dass dies der literarischen Vorlage geschuldet sein könnte, die eher mit philosophischen Ausschweifungen innerhalb eines komplexen Bezugsrahmens auffällt als mit einer geradlinigen Narration. Kann man so ein Werk dann überhaupt verfilmen? Die Antwort lautet: Ja. Denn Villeneuve schafft es in der Tat, die metaphorischen Grundstimmung des literarischen Kanons beizubehalten und diesen verständlich und äußerst ansprechend zu visualisieren.

    „Dune“ beginnt in diesem Sinne, und für einen Blockbuster eher untypisch, geradezu bedächtig. Die Exposition, in der die Planeten und zahlreiche Charaktere vorgestellt werden, beansprucht (für manche vielleicht auch zu) viel Zeit, gerade hier grenzt sich Villeneuves Vorgehensweise allerdings bereits vom gängigen Hollywoodkino ab: jede einzelne Szene ist hier für sich stimmig und dient nicht nur dazu, die Handlung voranzutreiben, sondern eher, um eine Grundstimmung zu etablieren. Untermalt wird das Ganze von der Musik des Altmeisters Hans Zimmer, der auch in „Dune“ beweist, dass er sich vor allem sehr gut an das jeweilige Filmprojekt anpassen kann. So findet er vor allem für die spektakulären Momente einen imposanten Zugang über die Musik, die laut und dröhnend über das Gezeigte hereinbricht.

    Auch in puncto Darstellerriege hat „Dune“ so einiges zu bieten: Timotheé Chalamet. Rebecca Ferguson. Oscar Isaac. Zendaya. Jason Momoa. Stellan Skarsgård. Javier Bardem. Josh Brolin. Die Charaktere sind eigentlich alle durchwegs gut besetzt und passend auf Basis der Literaturvorlage konzipiert, lediglich die Figur des Bösewichts, der Baron Harkonnen, dargestellt von Skarsgård, mutet etwas seltsam an. Optisch und verhaltensmäßig an ein Riesenbaby erinnernd, jammert er sich von Szene zu Szene und nimmt einen eher uninteressanteren Stellenwert innerhalb des Films ein. Die Fremen, die unter anderem von Zendaya und Javier Bardem verkörpert werden, erscheinen dahingehend bedeutend spannender, wobei gerade diese beiden Charaktere auch etwas zu kurz kommen dürften. Die geringe Screentime der Beiden dürfte aber auch dem Faktor geschuldet sein, dass Villeneuve „Dune“ auf zwei Parts aufgeteilt hat - was für manche vielleicht auch für eine Überraschung im Kinosaal sorgen wird, da dies nicht sonderlich groß verkündet wurde – und man von ihnen im zweiten Teil wahrscheinlich mehr zu sehen bekommt. Äußerst beeindruckend erscheint dafür die nuancierte Darstellung von Rebecca Ferguson als Lady Jessica und auch Timothée Chalamet mimt überzeugend den nachdenklichen Protagonisten.

    Die Aufteilung in zwei Parts ist wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass das Ende dann auch etwas flacher ausfällt, da es sich eigentlich gar nicht um ein Ende im herkömmlichen Sinn handelt, sondern lediglich um den Übergang zu Teil 2 (sofern die Einspielergebnisse diesen auch zulassen). Nichtsdestotrotz zeichnet sich „Dune“ aber durchgehend durch eine gelungene Atmosphäre, bildgewaltige Szenen und ein imposantes Produktionsdesign aus: wie nicht anders zu erwarten, wartet Villeneuve mit einer Vielzahl an inszenatorischen Komponenten auf, die wahrlich zu beeindrucken wissen und das macht den Film zumindest schon mal zu einem audiovisuellen Meisterwerk!

    „Dune“ ist kein schnelles 08/15-Blockbusterkino, sondern eines, das zum Nachdenken anregt. Wenngleich die actionreiche Schlacht in der Mitte des Filmes oder die wilden Verfolgungsszenen auch den Spannungsbogen stets aufrechterhalten, sind gerade die stilleren Momente die, die einen auch emotional abholen. Und zusätzlich dazu bekommt man eben auch ein spektakuläres Filmepos vorgesetzt, welches man unbedingt auf der großen Leinwand sehen sollte. Auf den Erfolg an den Kinokassen ist jedenfalls zu hoffen, damit uns der zweite Teil nicht verwehrt bleibt!