Filmkritik zu Space Dogs

Bilder: Raumzeitfilm Fotos: Raumzeitfilm
  • Bewertung

    Jagdinstinkt vs. Wettlauf ins All

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Der Film „Space Dogs“ von den Filmemacherinnen Elsa Kremser und Levin Peter erzählt einerseits die Geschichte des ersten Lebewesens im All und andererseits liefert er Einblick in den Alltag der Straßenhunde von Moskau. Das erste Lebewesen im All war Laika, eine Straßenhündin aus Moskau. Sie wurde von der sowjetischen Raumfahrtbehörde gefangen, verschiedensten Tests unterzogen und schließlich in eine Raumkapsel gesteckt. Sie starb beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre bei dem sie verglühte.

    Ein Leben wurde geopfert, um den Wettlauf ins All für sich zu entscheiden. Doch der Geist der Hündin Laika soll nach einem Märchen immer noch auf den Straßen Moskaus umherschweifen. Diesen Geist wollten Elsa Kremser und Levin Peter nachfolgen und hier beginnt die zweite Geschichte. Die Filmemacherinnen machten sich auf, um aus Sicht der Straßenhunde deren Leben und Alltag auf Kamera festzuhalten. Wie verhalten sie sich Menschen und auch den eigenen Artgenossen gegenüber? Sichtbar wird durch „Space Dogs“ einerseits, dass die Tiere genau das sind, nämlich wilde Tiere und keine abgerichteten, domestizierten Haustiere. Um überleben zu können müssen die Straßenhunde auch manchmal ihren Jagdinstinkten folgen. Es ist ein hartes, erbarmungsloses Leben auf der Straße und um an Futter zu gelangen wird auch gegenüber den anderen Hunden das Revier markiert. Andererseits aber wird in Archivaufnahmen der sowjetischen Raumfahrtbehörde, die im Film zu sehen sind und in denen die Vorbereitungen für die Raumfahrtmission abgebildet werden erkenntlich, dass der Mensch um den Wettlauf ins All zu gewinnen ebenfalls vor nichts zurückschreckt. Die Behandlung der Tiere, bei diesen Vorbereitungen, lässt wohl nicht nur Tierliebhaberinnen sich im Kinosessel winden. Während die Straßenhunde also auf den Straßen Moskaus ihren Jagdinstinkten folgen, um zu überleben, handeln die Menschen um sich selbst und dem Kontrahenten im Streit um den Wettlauf ins All etwas zu beweisen. Die Frage, die sich daraus resultierend stellt ist, wer von den beiden agiert skrupelloser das Tier, oder der Mensch?

    „Space Dogs“ ist ein Film, der er schafft aus einer völlig neuen Perspektive zu dokumentieren wie es ist, wenn man aus Armut gezwungen ist auf der Straße leben und überleben zu müssen. Diese Perspektive kann dann auch auf den Menschen übertragen werden. Und im Umgang mit den Tieren, der in den Archivaufnahmen zu sehen ist, tritt auch das Animalische im Menschen hervor. In der Verbindung mit den Einstellungen der Straßenhunde in Moskau kann sich so jede/r ZuschauerIn selbst Gedanken machen über das Verhalten der Tiere, aber auch jenes der Menschen.
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    (Daniel Pramberger)
    03.11.2019
    20:58 Uhr