Filmkritik zu Zombi Child

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    I Walked with a Zombi

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Die Geschichte über Clairvius Narcisse dient als Ausgangsmaterial für den neuesten Film von Bertrand Bonello. Narcisse, der im Jahr 1962 für tot erklärt wurde, kehrte 18 Jahre später in sein Heimatdorf zurück und behauptete, aufgrund eines Voodoo-Rituals ins Leben zurückgeholt worden zu sein. Da Bonello das Thema aus einem westlichen Blickwinkel aufgriff, verknüpfte er diese Gegebenheiten mit einer Erzählung über französische Schulmädchen, die mit dem Thema konfrontiert werden.

    Die junge Haitianerin Mélissa (Wislanda Louimat) überlebte als Einzige das Erdbeben von 2010 und wohnt aufgrund dieser Umstände nun bei ihrer Tante (Katiana Milford) in Paris. Dort freundet sie sich schnell mit einer Mädchenclique an, zu der auch Fanny (Louise Labèque) gehört. Doch Mélissa umgibt ein dunkles Familiengeheimnis: Sie stellt die Nachfahrin eines Zombies dar, der nach seiner Auferstehung versklavt wurde. Als Mélissa den Mädchen von diesen Umständen erzählt, erfährt Fanny, dass Mélissas Tante eine Mambo ist. Das Mädchen sucht die Voodoo-Priesterin auf, um mit deren Hilfe ihre verlorene Liebe zurückzugewinnen - doch dieses Vorhaben bleibt nicht ohne Konsequenzen.

    „Zombi Child“ beginnt im Haiti der 60er-Jahre mit der Gewinnung eines Pulvers aus einem Kugelfisch, das für die Wiedererweckung von Toten verwendet wird. Und es endet mit einem obskuren Voodoo-Ritual im Paris der Gegenwart. Diese zwei Erzählstränge, die sich örtlich und zeitlich voneinander unterscheiden, stellen die Grundpfeiler der Erzählung dar, die Bonnello dem Publikum vorsetzt. Grundsätzlich eine interessante Idee verfolgend, geht dieser Gedanke allerdings nur bedingt auf. Gerade zu Beginn erscheinen die miteinander verwobenen Geschichten etwas verwirrend und so ganz gelingt es Bonello nicht, einen flüssigen Übergang zwischen den beiden Hauptstories zu finden.

    Coming-of-Age trifft auf Kolonialismus-Kritik, Voodoo-Bräuche auf jugendliche Schwärmereien: Wirklich stringent erweist sich die eher ruhig daherkommende Erzählung nicht. Die sich ständig wiederholenden Unterrichtsszenen tragen ihr Übriges dazu bei, dass die Handlung schnell langweilig erscheinen kann. Der Jumpscare, der dank eines Zombiefilm-Trailers eingebaut wurde, katapultiert einen zwischenzeitlich aber immerhin wieder aus der aufkommenden Trance.

    Aber trotz aller Kritik: Visuell ist „Zombi Child“ schon ansprechend und Bonello konnte auch einige interessante Ideen einbauen. Vor allem die verwendete Musik bleibt einem nachhaltig im Gedächtnis, die sich vordergründig aus elektronischer Musik schöpft, aber auch französischen Rap abdeckt. Und auch Katiana Milford stellt eine wahre Bereicherung des Casts dar. Insgesamt betrachtet ist Bonellos neuester Film allerdings zu unstimmig und wirkt wie ein Versuch, cooler und tiefsinniger zu sein, als er letztendlich ist.