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  • Bewertung

    Enttäuschende Rückkehr ins Land der lebenden Untoten

    Exklusiv für Uncut
    Wohl kaum ein anderes Sub-Genre ist mittlerweile so ausgelutscht wie das der Zombiekomödie. Anfang der 2000er-Jahre kamen zwar noch Perlen wie Edgar Wrights „Shaun of the Dead“ daher, Glückstreffer wie dieser wurden in den letzten Jahren jedoch immer rarer. Um eine der zweifelsohne populärsten Zombiekomödien des 21. Jahrhunderts (obwohl ich selbst an dieser Stelle zugeben muss nicht der allergrößte Fan zu sein) handelte es sich bei Ruben Fleischers 2009 erschienenem Überraschungshit „Zombieland“, der heutigen Hollywood-Größen wie Emma Stone und Jesse Eisenberg zu neuem Ruhm verhalf. Aufgrund der Beliebtheit der Erfolgskomödie war es nur eine Frage der Zeit, bis man auch hier auf den unaufhaltsamen Fortsetzungswahn Hollywoods aufspringen würde. Unter dem Titel „Zombieland 2: Doppelt hält besser“ (Originaltitel: „Zombieland: Double Tap“) läuft nun der lange angekündigte zweite Teil weltweit in den Kinos an – einmal mehr unter Regie von Ruben Fleischer.

    Das Sequel widmet sich erneut Columbus (Jesse Eisenberg), Wichita (Emma Stone), Tallahassee (Woody Harrelson) und Little Rock (Abigail Breslin), vier Überlebenden der Zombie-Apokalypse, die während der Ereignisse von Teil eins zueinander gefunden haben und seither ein nahezu familiäres Dasein führen. In Folge eines Streits zwischen Columbus und Wichita, die am Ende des Vorgängers zu einem Paar geworden waren, wird der Zusammenhalt der Gruppe gestört, denn Wichita haut zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Little Rock ab und lässt somit Columbus alleine mit Tallahassee zurück. Als Wichita jedoch schon kurze Zeit später wieder zurückkehrt und erzählt, dass ihre Schwester gemeinsam mit einen Pazifisten durchgebrannt ist, machen es sich die drei, die später auch noch Verstärkung von der dussligen Madison (Zoey Deutch) bekommen, zur Aufgabe, Little Rock in Sicherheit zu bringen. Am Weg dorthin bekommt die Truppe es erwartbar mit einer Horde an Zombies zu tun, von denen jedoch nicht alle so leicht zu töten sind wie eigentlich gewohnt.

    Auch wenn einige der Gags durchaus zu unterhalten wissen, handelt es sich bei „Zombieland 2“ leider eher um eine Enttäuschung, die vielmehr wie ein lauwarmer Aufguss des Erfolgsrezepts des Vorgängers daherkommt, als eine wirklich würdige Fortsetzung.

    Am wenigsten Vorwurf kann hier der Star-Besetzung gemacht werden, die sichtlich Spaß beim Dreh hatte und die Chemie zwischen den Hauptfiguren wieder effektiv zum Laufen bringen konnte. Eisenberg spielt seine Paraderolle des manchmal charismatischen – manchmal unausstehlichen Neurotikers einmal mehr in Perfektion, Woody Harrelson gibt sich als Tallahassee, der mittlerweile als Vaterfigur der Truppe agiert, gewohnt schrullig und Emma Stone weiß als toughe und selbstbewusste Wichita auch wieder zu überzeugen. Schade ist jedoch wie die Screentime von Abigail Breslin als Wichitas mittlerweile erwachsene Schwester Little Rock auf ein Minimum reduziert wurde, was unter anderem daran liegen könnte, dass Breslins Schauspielkarriere heutzutage bei weitem nicht so rosig verläuft, wie die ihrer Co-Stars. Es wirkt ein wenig so, als wollte man Breslins Figur über große Strecken des Films hinweg mit der von Zoey Deutch verkörperten Madison als neue Vierte im Bunde ersetzen. Eine herbe Fehlentscheidung: denn auch wenn Deutchs Figur in ihrer Dussligkeit bedingt unterhalten kann, gehen erstaunlich viele Gags auf Kosten ihres Charakters nach hinten los und wirken fast erschreckend aus der Zeit gefallen.

    Generell ist wohl das größte Problem der Fortsetzung, dass diese gefühlt einfach Jahre zu spät kommt. Der Film bietet ein Sammelsurium an altbackenen Witzchen, die vor zehn Jahren vielleicht noch gezündet hätten, mittlerweile jedoch einfach nicht mehr zeitgemäß und teilweise sogar überraschend flach daherkommen. Natürlich gibt es durchaus auch kreative Gags, die definitiv ihren Zweck erfüllen, wie beispielsweise eine Szene, in der Tallahasee und Columbus mit zwei Personen (gespielt von Luke Wilson und Thomas Middleditch) konfrontiert werden, die nahezu ein Spiegelbild ihrer selbst darstellen. Momente wie diese sind jedoch leider rar und verschwinden in einem Becken aus anachronistischen Witzeleien und Kalauern, die nicht selten eher in Peinlichkeiten als effektiver Unterhaltung resultieren.

    Immerhin können die Kills weitestgehend mit ein paar frischen Einfällen überzeugen und im Abspann wird man noch mit einem außerordentlich lustigen Cameo-Auftritt belohnt, der ironischerweise einen lebhafteren Eindruck macht als der Rest des Films.

    So bleibt hier am Ende des Tages eine Fortsetzung übrig, die leider nicht über das Mittelmaß hinauskommt und sich trotz eines launigen Casts, ansehnlicher Set-Designs und ein paar amüsanter Gags als überraschend unzeitgemäß entpuppt und bestimmt nicht im Langzeitgedächtnis der meisten ZuschauerInnen hängenbleiben wird. Verschenktes Potenzial!
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    (Christian Pogatetz)
    31.10.2019
    16:36 Uhr