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  • Bewertung

    Die Leiden des jungen Millennials

    Exklusiv für Uncut
    Postmodern, feministisch und antikapitalistisch sind nur drei der wohlklingenden Adjektive, die den Nerv der Zeit treffen, mit denen man Susanne Heinrichs Komödie „Das melancholische Mädchen“ beschreiben könnte.

    Das in Schaumbad und Antidepressiva gepackte melancholische Mädchen kennen wir alle und doch ist sie uns fremd. Marie Rathscheck spielt eben dieses melancholische Mädchen, das im Film ohne Name bleibt, weil der Titel sie schon zu genüge beschreibt, mit Bravour. Ihre fehlende Authentizität wirkt dennoch ehrlich, sie ist bildhübsch und monoton, lebt leise ihre Lebenskrise vor sich hin, ist oberflächlich und doch nicht ohne Tiefe.

    Wir begleiten das melancholische Mädchen auf der Suche nach einem Schlafplatz in der Großstadt. In episodenartigen Szenen macht sie es sich dabei bequem in den Betten von Fremden. Erzählt wird dabei keine fortlaufende Geschichte. Vielmehr ist der Film als Portrait der Generation Y zu verstehen, die wir vor allem unter dem Begriff Millennials kennen. Das melancholische Mädchen hält dabei aber keine Prognose für die Millennials bereit, sondern nur eine Diagnose. Ihre Geschichten müssen sie noch selbst schreiben, ihre Krisen müssen noch überstanden und ihre Leben gelebt werden. Bis es so weit ist, unterhält uns das melancholische Mädchen mit ihren Yoga-Stunden und Tinder-Eskapaden und begibt sich mit leichtfüßiger Schwermut auf eine depressive Suche nach dem Glück.

    Susanne Heinrich schafft mit bewegten Bildern eine humoristische, theoretische Abhandlung über das Streben nach Glück und hüllt diese in Pastelltöne und Bonbonfarben. Das Set-Design verdient an dieser Stelle ganz großes Lob. Schließlich ist man irgendwann ganz aufgewühlt von all dem Balsam für die Seele und hasst das melancholische Mädchen. Alle melancholischen Mädchen tun das.
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    (Marina Ortner)
    10.10.2019
    22:37 Uhr
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