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  • Bewertung

    Sinbad, kleiner Mann du bist ok.

    Exklusiv für Uncut
    Sinbad ist eine Märchenfigur aus den morgenländischen Erzählungen von „Tausendundeiner Nacht“, die in ihrer langen Geschichte bereits unzählige Adaptionen erfuhr. Ich selbst wurde mit den fantastischen Geschichten des jungen Abenteuers zum ersten Mal als Kind im TV-Vormittagsprogramm konfrontiert. Jedes Wochenende verschlang ich Folge um Folge der ideenreichen Anime-Adaptation von Nippon Animation aus dem Jahre 1975. Neben etlichen spannenden Momenten blieb mir vor allem das Titellied der Serie, ein regelrechter Ohrwurm, in Erinnerung. 40 Jahre später wandte sich dasselbe Studio abermals Sinbad zu.

    Unter der Leitung von Shinpei Miyashita beziehungsweise Terumi Toyama, der im Dezember 2015 nach Miyashitas Tod das Ruder übernahm, entstanden mit „Sora Tobu Hime to Himitsu no Shima“, „Mahō no Lamp to Ugoku Shima“ und „Mahiru no Yoru to Fushigi no Mon“ von 2015 bis 2016 drei 50 Minuten umfassende Episoden, die nach dem Erscheinen des finalen Beitrags im Mai 2016 zu einem 115 Minuten langen Film zusammengefasst wurden. Diese Fassung entspricht jener Veröffentlichung, die am 30. April 2019 als „Die Abenteuer des jungen Sinbad“ seinen deutschsprachigen Kinostart erhält.

    In den rund zwei Stunden erleben wir wie sich der junge Sinbad, vom Verschwinden seines Vaters getrieben, in ein Leben als Seemann und Abenteurer stürzt und dabei mit List und Tapferkeit sich so mancher Gefahr, natürlich sowie übernatürlich, stellen muss. Dabei gelingt es den Machern vor allem eine wunderschöne Welt aufzubauen, die nicht bloß fantastisch wirkt, sondern in der auch die zwischenmenschlichen Beziehungen positiv hervorzuheben sind. Nicht nur die großartige, sehr klassisch wirkende, Animation, sondern auch der Soundtrack von Hiroaki Ohno, der ständig zwischen Melancholie und Pathos schwankt, lädt regelrecht zum Träumen ein. Lobende Worte habe ich zudem für die wahrhaft gelungene deutsche Synchonisation übrig, für die man sich zum Glück nicht fremdschämen muss.

    Abzüge gibt es leider in puncto Rhythmus. Man merkt durchaus, dass es sich hierbei um einen Zusammenschnitt aus drei Episoden handelt. Dadurch wirkt der Film zuweilen etwas lückenhaft. Mein größter Kritikpunkt ist allerdings das Ende. Viele Plotpunkte werden erst im Laufe des Abspanns gelöst oder ganz im Sinne des „Sequel-baiting“ auf eine potentielle Fortsetzung abgeschoben. Dies hat den Effekt, dass das Ende, wenngleich schön inszeniert, nicht wirklich befriedigend wirkt.

    Obwohl es sich bei „Die Abenteuer des jungen Sinbad“ um keinen zukünftigen Animationsklassiker handelt, ist dies ein Film, der sich ideal für einen Familienbesuch im Kino eignet, denn er vermag es Kindern eine märchenhafte Welt mit wunderbar ausgearbeiteten Charakteren zu präsentieren, die auch das Erwachsene Publikum nicht langweilen wird, sofern sie ihren Sinn für Magie nicht im Laufe des Älterwerdens verloren haben.
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    (Thorsten Schimpl)
    23.04.2019
    10:50 Uhr