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    Über- Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en)

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Körper projiziert auf nackte Frauenkörper, bunte, laute Risse durch den Film, Bewegungsabläufe, traumartige Schwarz-Weiß-Aufnahmen, eine Wand voller Fernseher, das österreichische Heer, eine Verschwörung, Anlehnungen an den Film Noir, poppige Avantgarde vom Feinsten - Valie Exports erster Langspielfilm feierte auf der Berlinale 1985 seinen ersten von der Kritik ambivalent aufgefassten Auftritt.

    Die erfolgreiche, taffe Journalistin Judith (Adelheid Arndt) trifft in Hamburg auf ihren Liebhaber Dr. Schlögl (Rüdiger Vogler) und in Wien auf ihren verheiratenden Lover Dr. Frischkoff (Hagnot Elischka). Beherrscht von diesen zwei so unterschiedlichen (und im Endeffekt leider doch wieder gleichen) Männern wird sie immer tiefer in eine phantastische Verschwörung hineingezogen, in der sie das Bindeglied scheint, und in ihrer Rolle als Frau schreien und eskalieren muss, um gehört zu werden.

    Eine Frau wie Judith, so frei in ihrer Sexualität und in ihrem Sprechen: Judith nimmt sich kein Blatt vor den Mund und doch scheint die starke Frau charakterlos, ohne greifbare Persönlichkeit für die Zuschauerin. Ihre Versuche Kommunikation aufzubauen, ihr Umfeld zu erreichen, scheitern grotesk – als zum Beispiel sämtliche Telefonzellenleitungen gekappt werden. Die männlichen Fixpunkte in ihrem Leben, allen voran die verheirateten Liebschaften Dr. Schlögl und Dr. Frischkoff hören auch nur, wenn Judith tobt und selbst dann hören sie nicht zu. Die zwischenmenschliche Kommunikation in der Großstadt wird depersonalisiert, wie auch die Stimme der Frau.

    Trotzdem, oder gerade deshalb macht es Spaß sich diesen Film mit wachsamen Augen anzusehen, die Symbolik und die nackten Frauenkörper genauer zu betrachten, ein bisschen in Nostalgie zu schwelgen (Telefonzellen, Schulterpolster, Kasettenrekorder,…) und diesen kompromisslos gemachten Film humorvoll zu sehen.
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    27.03.2019
    20:12 Uhr