Bilder: United Artists, Capelight Fotos: United Artists, Capelight
  • Bewertung

    Nicht ohne Grund ein Klassiker!

    Eldritch Advice
    Es ist zumindest ein vielversprechender Anfang wenn ein Film aus einer Leidenschaft heraus geboren wird. Wird damit zusätzlich noch ein Traum erfüllt, umso besser. Kirk Douglas hatte in den letzten 102 Jahren viele Gelegenheiten sich allerlei Träume zu ermöglichen und blickt heute noch mit viel Freude auf das Jahr 1958 zurück, als er sich als Produzent und Hauptdarsteller einen für ihn ganz besonderen Kindheitswunsch erfüllte; nämlich den, einen Wikinger zu spielen. Dies tat er in dem Film mit dem simplen aber klingenden Namen „Die Wikinger“, basierend auf dem Roman „The Viking“ von Edison Marshall. Daher ist diese Produktion auch vollends als Geschichtsfiktion zu begreifen, selbst wenn Regisseur Richard Fleischer bereits zwei Jahre vor den eigentlichen Dreharbeiten die Geschichte und Kultur der Wikinger recherchierte.

    Einar und Erik sind beide Söhne des Wikingerkönigs Ragnar, die nicht verschiedener sein könnten. Während Einar bereits als großer Held und künftiger Nachfolger von Ragnar gefeiert wird, fristet Erik ein Schattendasein als Sklave in Ragnas Reich, denn noch weiß niemand um seine Herkunft. Erst der in seiner Heimat in Ungnade gefallene englische Lord Egbert erkennt nach seiner Flucht an Ragnas Hof, dass es sich bei Erik um den Sohn von Enid, der ehemaligen Königin von Northumbria, handelt, die vor 20 Jahren bei einem Wikingerüberfall von Ragnar geschändet und geschwängert wurde. Erik sprengt die Ketten der Sklaverei und es beginnt ein Kampf zwischen den beiden Brüdern um ihr Erbe und die Zuneigung der lieblichen Prinzessin Morgana, die von den Wikingern bei deren letzten Raubzug gefangen genommen wurde.

    Ich muss sagen … ein bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gealterter Abenteuerfilm!

    Wurde ein Film im Jahre 1958 gedreht und liegt nun großartig in HD aufbereitet vor, so wie es bei „Die Wikinger“ der Fall ist, gibt es zwangsläufig Effekte, die heute nicht mehr in der Lage sind das menschliche Auge zu täuschen. Trotzdem gelingt es diesem Film nach wie vor das Publikum in seinen Bann zu ziehen, dies vor allem durch seine großartigen Kostüme, Sets sowie eine grandiose Stuntarbeit. Wenngleich das Präsentierte zumeist äußerst unhistorisch ist, schafft es diese Produktion doch durch ein wunderbares Spiel mit der germanischen Mythologie zu brillieren. So verliert Einar im Laufe des Films ein Auge, während Erik eine Hand einbüßt. Dies sind Anspielungen auf den einäugigen Göttervater Odin sowie auf Tyr, der den Verlust einer Hand zu beklagen hatte. Beide gelten als germanische Kriegsgötter, was dem Film eine äußerst interessante Dualität im mythologischen Kontext gibt. Der Soundtrack von Mario Nascimbene ist eine ebenso interessante Mischung und zwar sowohl aus einer Leichtigkeit, wie man sie von den meisten Abenteuerfilmen dieser Zeit kennt, als auch aus einer gewissen Schwere, die einen Hauch von Wagner versprüht.

    Mit Kirk Douglas als Einar, den man durch die Bank seine Leidenschaft für diesen Film anmerkt, Tony Curtis als Erik sowie Janet Leigh als Prinzessin Morgana, ist „Die Wikinger“ mehr als nur prominent besetzt. Alle drei beweisen, dass der Begriff „Hollywood Royalty“ ohne wenn und aber als Synonym für sie verwendet werden kann. Weiters wurde der legendäre Wikingerkönig Ragnar vom berühmten Charakterdarsteller Ernest Borgnine gespielt, der erst zwei Jahre zuvor den Oscar als bester Hauptdarsteller für den Film „Marty“ bekam. Viel glamouröser kann man einen Film nicht besetzen.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Wenn auch sichtlich gealtert, ist „Die Wikinger“ selbst heutzutage ein unterhaltsames und fantastisches Erlebnis für Jung und Alt. Mit einer Laufzeit von 112 Minuten hat der zweite Akt ein paar Längen, aber der gute Aufbau des ersten und der actiongeladene dritte Akt machen dieses Defizit locker wett. Es verwundert nicht, dass dieses Werk eine Welle von Wikingerfilmen nach sich zog (von denen ich vor allem den 1961 erschienen „Die Rache der Wikinger“ von Mario Bava empfehle) und selbst heute noch Beachtung findet, so etwa als Mediabook (Blu-Ray + DVD) Release von Capelight Pictures, das am 01. März dieses Jahres im Handel erschienen ist. Diese Veröffentlichung ist bereits optisch ein wahrer Hingucker. Als Cover wurde das britische Filmplakat von 1958 auserkoren, exzellent restauriert sowie dem Format des Mediabooks angepasst. Ebenso erstaunlich ist was man in Sachen Bildtransfer aus diesem alten Streifen noch herauskitzeln konnte. Ich kann mich noch gut daran erinnern „Die Wikinger“ als Teenager im TV auf VHS aufgezeichnet zu haben und so sehr ich Retrokultur auch liebe, ist es eine gute Entwicklung heutzutage Filmklassiker in solch einer Farbenpracht bewundern zu dürfen.

    Beim Ton muss man sich mit einer deutschen als auch englischen Monospur begnügen, und darf dabei seine Boxen durchaus etwas lauter drehen. Als Bonusmaterial befinden sich der deutsche Kinotrailer sowie eine durchwegs interessante Featurette mit dem Regisseur Richard Fleischer. Das sich im Mediabook befindende Booklet überzeugt vor allem durch sein Artwork, während der beigefügte Essay von Nicolai Bühnemann sich zwar gut liest, geht er meiner Meinung nach zu wenig auf den immensen Einfluss den dieser Film hatte ein. Zwar ist „Die Wikinger“ nicht der erste Film über kühne Nordmänner, aber gilt mitunter doch als jener Beitrag, der das Genre des Wikingerfilms populär gemacht hat. Fans von Wikinger-, Abenteuer- aber auch Fantasyfilmen die dieses Werk noch nicht kennen sei empfohlen diese Bildungslücke so rasch wie möglich zu schließen. Für mich sind sowohl „die Wikinger“ als auch das Mediabook von Capelight Pictures eines freitäglichen Filmabends würdig!
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    (Thorsten Schimpl)
    15.03.2019
    15:41 Uhr