Filmkritik zu Die Agentin

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  • Bewertung

    Spionage als gepflegte Langeweile

    Exklusiv für Uncut
    Im modernen Kinozeitalter erwartet man sich viel von einem Spionagethriller: Aufregung, Spannung, komplexe Charaktere und sogar große Set Pieces, in denen die Action so richtig Fahrt aufnimmt. Das alles bietet „Die Agentin“ des israelischen Regisseurs Yuval Adlers nicht. Der Film ist unverzeihbar langweilig und rechtfertigt seine Laufzeit von zwei Stunden nicht.

    Diane Kruger spielt eine Frau, die im Film als Rachel bezeichnet wird, und von dem britisch-jüdischen Thomas (Martin Freeman) als Agentin für den Mossad rekrutiert wurde. Als Frau ohne Wurzeln ist sie ideal für diese Arbeit und er schleust sie als Englischlehrerin in Teheran ein. Ihre Aufgabe ist es, den lokalen Manager einer Elektrofirma, der High-Tech Equipment and die iranische Armee liefert, kennenzulernen und sein Equipment zu sabotieren. Mit ihrem Cover sollte sie ihm eigentlich nur Englisch beibringen, aber die beiden beginnen eine Affäre, was dem Mossad nicht in die Agenda passt.

    Doch Dramatik weit gefehlt, diese ganze Patt Situation zieht sich durch einen Großteil des Films, unterbrochen durch Sequenzen in denen sie sich für einen anderen Einsatz als Archäologin verkleiden muss, um Equipment über die Grenze zu fahren. Für die Handlung der Moment, in dem sie zusätzlich noch sexuelle Belästigung im Doppelboden eines Lasters einbaut. Der Auftrag läuft naturgemäß darauf hinaus, dass Rachel keine Lust mehr hat und aussteigen will. Sie geht auf Konfrontationskurs mit ihren Mittelmännern, aber ohne Überraschung ist auch dieser Showdown äußerst unspannend inszeniert. Thomas wird hier nochmals eine entscheidende Rolle tragen, aber ihre Beziehung zu einander ist zu undefiniert um wirklich glauben zu können, dass er seine Karriere für sie aufs Spiel setzt.

    Basierend auf dem Roman „The English Teacher“ des ehemaligen israelischen Intelligence Officer Yiftach Reicher Atir, möchte der Film ebenfalls den in der Vorlage existierenden psychologischen Druck untersuchen, der entsteht wenn man mit einer falschen Identität lebt oder sich darin verliert. Adlers Film jedoch kann diese Tiefe nicht anzapfen und kreiert ein fadisierendes Hin- und Herhüpfen zwischen den Zeitebenen, ohne Spannung oder Gewicht aufzubauen.

    Doch nicht nur die Inszenierung, auch die Darsteller lassen zu wünschen übrig. Diane Kruger mag zwar mit ihren zig Sprachen eine gute Wahl sein, aber sowohl sie als auch Freeman ratschen etwas unmotiviert ihre Dialoge dahin, ihr Schauspiel ist blass und leidenschaftslos. Ihre Motivationen und Hintergründe, eigentlich so essentiell um zu verstehen wie die Figuren ticken, werden sporadisch angerissen aber nie wirklich so weit untersucht dass sie ein klares Bild schaffen.

    „Die Agentin“ ist ein Film, der um ein Thema herumschleicht, dass es nicht ganz erfassen kann. So entsteht eher gepflegte Langeweile als Spannung. Ein Werk, das wie seine Agentin im feindlichen Territorium eher unter dem Radar anderer fliegen wird.
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    (Susanne Gottlieb)
    21.08.2019
    22:46 Uhr
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