Filmkritik zu Öndög

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Die Bildgewalt der Steppe

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2019
    Der Mord einer Frau in der mongolischen Steppe ist der Auftakt für Wang Quan’ans „Öndög“, der sich dem Leben einer resoluten, unabhängigen Frau in der wilden Einsamkeit widmet. Dabei zeichnet er ihren Alltag beim Leiche vor Wölfen bewachen, über das Schafe hüten bis hin zum Problemen mit männlichen Erwartungen wider. Herausgekommen ist ein kleiner aber feiner Film mit atemberaubender Kameraarbeit von Aymerick Pilarski.

    Da der junge Polizist (Norovsambuu Batmunkh), der abbestellt wird die Leiche über Nacht zu beschützen, allein in der Steppe keine Überlebenschance hat, und auch ein Wolf die Runden macht, wird eine Hirtin (Dulamjav Enkhtaivan) aufgefordert ihn über Nacht zu beschützen. In der Kälte vor dem Lagefeuer führt schließlich eines zum anderen und am nächsten Tag gehen beide Figuren wieder getrennter Wege. Der weitere Weg des jungen Polizisten verliert sich bald in den Flirtereien mit seiner Kollegin im Ort. Die Hirtin muss sich nicht nur mit den Folgen dieser Begegnung medizinisch auseinandersetzen, sondern auch mit den wiederholten Heiratsanträgen eines weiteren Hirten (Aorigeletu) der Steppe.

    Sie würde ihm sagen wann und wo sie einen Mann und Kinder brauchen würde, weist die Hirtin ihren Verehrer zunächst immer wieder ab. Quan’an porträtiert eine willensstarke Frau in einer willensbrechenden Umgebung. Die Steppe dominiert das Bild, füllt es in malerischen Einstellungen und viel natürlichem Licht aus. Pilarski lässt in einem Moment die Figuren in den Weiten der Landschaft verloren gehen, lässt sie in langen ungeschnittenen Einstellungen durch das Bild irren. Im nächsten Moment durchqueren sie die Steppe in Sonnenauf- oder untergängen, umgeben von einem Meer aus Farben und Stimmungen. Doch so fern die Welt der Metropolen und Zivilisation auch ist, für eine Runde Elvis beim Lagerfeuer ist dennoch immer Zeit.

    „Öndög“ ist ein klassischer Festivalfilm und das ist gut so. Zu klein und Nische um wirklich ein Massenpublikum zu finden. Aber für manchen Cineasten ein erster Eindruck des mongolischen Kinos.
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    (Susanne Gottlieb)
    09.02.2019
    23:33 Uhr
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