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  • Bewertung

    Lundgren beweist, dass straight-to-video nicht straight to hell bedeuten muss

    Eldritch Advice
    Etwas das mir immer wieder unangenehm auffällt, ist wenn ich beim Filmkauf auf einen Titel stoße, der zwar äußerst interessant klingt, ich nach kurzer Überlegung allerdings fest stellen zu muss, dass sich dieser Film bereits unter einem anderen Namen in meiner Sammlung befindet. So etwa der 1998 erschienene Dolph Lundgren Mystery-Thriller „Knight of the Apocalypse“ (engl. „The Minion“), der unter seinem neuen Titel „Der Mönch und der Dämon“ für mich fast ein Doppelkauf geworden wäre. Immerhin aber wurde ich dadurch, rechtzeitig zum Neujahrsabend, wieder auf diese Straight-to-Video-Produktion aufmerksam, die zumindest thematisch bereits die Grundvoraussetzung für eine Silvester-Filmparty erfüllt.

    Einst gelang es den Mächten des Lichts den Teufel im „Heiligen Land“ einzukerkern. Doch am Ende eines jeden Millenniums besteht für den Herrn der Finsternis die Möglichkeit zur Flucht, weswegen der Schlüssel zu seinem Gefängnis den wehrhaften Rittern des Templerordens anvertraut wurde. Diese müssen ihn vor dem Minion, einem dämonischen Diener des Teufels, verteidigen. Dieser trachtet danach seinen Meister zu befreien. Er selbst kann nur aufgehalten, aber nicht endgültig besiegt werden. Wird seine sterbliche Hülle getötet, nimmt der Dämon den Körper des nächsten Menschen, der ihn berührt, in Besitz. Nachdem es dem Minion im Jahr 999 knapp nicht gelang den Schlüssel an sich zu nehmen, brachte man ihn daraufhin bis ans Ende der damals bekannten Welt und glaubte ihn in dort Sicherheit. Doch der Minion schaffte es erneut seine Fährte aufzunehmen als der Schlüssel, 1000 Jahre später, am Weihnachtsabend des Jahres 1999 bei Bauarbeiten in New York wiederentdeckt wurde. Um die Welt vor dem Untergang zu bewahren, entsendet der Templerorden seinen besten Ritter, den ehemaligen Elitesoldaten Lukas.

    Ich muss sagen … dieses Werk hat durchaus Potential.

    Nimmt man es historisch bereits in Geschichtsfilmen nicht so genau, so verwundert es nicht, dass ein Mystery-Thriller wie „Knight of the Apocalypse“ die Geschichte des Templerordens etwas fantastisch umschreibt. So muss man es akzeptieren, dass die Templer bereits gut 100 Jahre vor dem ersten Kreuzzug und rund 120 Jahre vor ihrer tatsächlichen Gründung im „Heiligen Land“ agieren. Allerdings soll man sich von Fakten keinen gute Geschichte zerstören lassen; oder wie in diesem Falle zwei Geschichten. Denn es existieren von diesem Film zwei grundlegend verschiedene Schnittfassungen. Der originale Cut, der zwar gut vier Minuten länger läuft, aber dafür auf den fünf-minütigen Vorspann verzichtet, der in der später in Deutschland und Hong Kong erschienenen Fassung zu sehen ist. Dieser zeigt den Kampf der Tempelritter gegen den Minion im Jahr 999. Beide Fassungen verfügen zusätzlich über verschiedene Schnitte in der eigentlichen Story sowie einen gänzlich unterschiedlichen Soundtrack. Der Original Cut von Jean Corriveau klingt wesentlich rockiger, während die spätere Schnittfassung von Eric und David Wurst wesentlich orchestraler gestaltet wurde.

    Bei der Besetzung gibt es Licht und Schatten. Einerseits lebt der Film von Lundgren als Protagonist Lukas, der als solcher den Film über weite Strecken trägt, und der ansprechenden Chemie zwischen seinem Charakter und der von Françoise Robertson dargestellten Archäologin Karen Goodleaf. Andererseits war es das dann auch mit interessanten Charakteren, die in Erinnerung bleiben. Ein Problem, das vor allem beim Antagonisten der Geschichte ersichtlich ist. Da die verschiedensten Menschen vom Minion besessen werden, fehlt es ihm an einem markanten Erscheinungsbild. Das Böse in diesem Film bleibt dadurch gesichtslos und verliert durch die Inbesitznahme der nur minder charismatischen Nebendarsteller viel von seiner Bedrohlichkeit.

    Ist dieser Film eines cineastischen Silvesterabends würdig?

    „Knight of the Apocalypse“ erfindet das Rad zwar nicht neu, ist aber durchaus ein solider Mystery-Thriller mit Horror und Action-Elementen. Obwohl die Qualität der Produktion zu keinem Zeitpunkt hochwertig wirkt, schaffen es Drehorte wie Montreal, New York City und Tel-Aviv, eine stimmige Atmosphäre zu erzeugen. Zwar drehte Regisseur Jean-Marc Piché keinen schlechten Film, allerdings wäre der sich ursprünglich im Gespräch befindende Argento-Zögling Michele Soavi wohl die bessere Wahl gewesen.

    Ich habe mir für diese Besprechung die zwei vorhandenen Schnittfassungen angesehen und wenngleich ich beide Versionen als durchwegs unterhaltsam betrachte, so bewerte ich den später erschienenen Cut als etwas unterhaltsamer. Dies liegt vor allem am interessanten Prolog, der dem Film etwas mehr Tiefe verleiht. Ebenfalls wirkt der orchestrale Soundtrack opulenter und somit passender für das drohende Weltuntergangsszenario. Des weiteren wurde die Laufzeit des Films um ein paar Minuten gestrafft. Alles in allem, ist diese Schnittfassung meiner Meinung nach stimmiger, auch wenn sowohl der originale als auch der spätere Cut eines cineastischen Silvesterabends würdig sind.
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    (Thorsten Schimpl)
    31.12.2018
    10:14 Uhr