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  • Bewertung

    Love Machine: Einfach mal abhängen

    Exklusiv für Uncut
    Die Handlung der österreichischen Komödie muss man wohl kaum mehr jemandem nacherzählen. Die PR-Maschine für den Streifen von Andreas Schmied läuft hervorragend, kein Wunder bei der hochkarätigen Besetzung und dem „knackigen“ Plot. Die große Überraschung – zumindest für ein „reiferes“ Publikum: Der Film sorgt für Heiterkeit ohne Fremdschämen und das von der ersten bis zur letzten Einstellung.

    Die Geschichte vom mäßig erfolgreichen Musiker Georgy (Thomas Stipsits), der von einer peinsamen Hochzeit zum nächsten runden Geburtstag tingelt, nimmt eine jähe Wendung, als sein depressiver Kollege Waldemar eines schönen Abends tot auf der Bühne liegt. Der Exekutor schmeißt Georgy aus der Wohnung. Kein Geld, keine Bleibe, noch nicht einmal einen Führerschein. Der Plan: Als gut bestückter, wenn auch eher beleibter Callboy endlich genug verdienen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Hilfreich dabei ist weniger die Agentur, bei der Georgy sein erstes Fotoshooting absolviert, sondern eher seine Schwester Gitti (grandios gespielt von Julia Edtmeier), die in einem Beauty-Salon arbeitet und dort Damen ab Mitte 40 anwirbt.

    Von Barbara Schöneberger bis Adele Neuhauser reicht die Kundinnen-Liste. Die Szenen, die Georgy bei seinen erotischen Dienstausflügen erlebt, sind komisch, skurril, manchmal sogar ein wenig traurig-schaurig. Und ihm selbst bleibt auch nichts erspart. Zuerst muss er Waxing über sich ergehen lassen, danach bei einer spontanen Geburt die Hebamme spielen, dann wieder steht sein bestes Stück nach einer Viagra-Überdosis stundenlang sinnlos in der Gegend herum. Was ihm aber am meisten zu schaffen macht: Die aufkeimende Liebe zur Fahrschullehrerin Jadwiga (grandios abgedreht: Claudia Kottal), die als Schwester des verstorbenen Waldemar in sein Leben tritt. Wie soll er ihr beichten, was er tagsüber beruflich treibt? Nun, diese Entscheidung nimmt ihm ein LKW-Fahrer ab, der Georgy und seine Klientin Uschi Baumann (Barbara Schöneberger) in flagranti „erwischt“ und zwar im Rückwärtsgang.

    Abgesehen davon, dass Hauptdarsteller Thomas Stipsits vielleicht der sympathischste Österreicher überhaupt ist, beweist er seit Jahren wie lässig er im Graubereich zwischen Schmäh und schmähstad unterwegs sein kann. Eine gehörige Dosis Selbstironie gehört bei diesem Thema ohnehin dazu und auch dafür ist Stipsits genau die richtige Wahl. Bis in die Nebenrollen glänzt das Ensemble. Ulrike Beimpold als Salon-Chefin, Katharina Strasser als gebärende Kundin, Lilian Klebow als liebeshungrige Ärztin, hier spielt ganz eindeutig die erste Garde mit.

    Regisseur Schmied ist ein turbulenter, lustiger, aber nie wirklich platter Film gelungen, der in bester heimischer Kabarett-Tradition steht und dem wir auch in Deutschland einige Chancen einräumen würden. Wie bereits oben gesagt: Jugendliche werden sich möglicherweise genieren, „alten Menschen“ beim Sex zuzuschauen. Aber ab 30 tut es nicht mehr weh und macht gute 90 Minuten lang Spaß.