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  • Bewertung

    Interessanter aber inhaltlich anstrengender Lehrfilm

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2019
    In Adam McKays neuem Biopic „Vice” kombiniert der US-Regisseur schon wie bei „The Big Short“ Biographie, Doku, Satire, Surreales und Komödie um eine tragische Entwicklung der USA nachzuzeichnen über die man eigentlich nur mehr kopfschüttelnd lachen kann. Vice erzählt weniger die Geschichte einer Gesamtsituation wie den Börsencrash, sondern arbeitet die Rolle des Ex-Vizepräsidenten Dick Cheney (Christian Bale) in dem politischen und gesellschaftlichen Umschwung der USA seit der 70er Jahre auf. Das Ergebnis ist ein etwas verwinkelter, oft unpräziser Film, der besser als vollwertige Doku funktioniert hätte.

    Ausgehend von seinen jungen Jahren in Wyoming, Casper als Taugenichts und Taglöhner mit Alkoholproblem bis zum zweitmächtigsten Mann der Welt und eigentlichen Schattenregent unter George W. Bush (Sam Rockwell). McKay zeichnet mit viel Detail und Seiteninfos die lange Karriere Cheneys nach. Die Jahre unter Donald Rumsfeld (Steve Carell), den er später als Secretary of Defense in die Regierung holte. Seine stetigen Investigationen in die „Unitary executive theory“, eine Theorie die besagt, dass der Präsident unkontrollierte Macht ausüben kann. Seine Abwendung von grüner Energie. Und natürlich jene Zeit nach 9/11, die der Implementierung des Irakkriegs dienten und der ungewollt unterstütze Aufstieg von ISIS.

    All das und mehr hat McKay in seinen Film hineingepackt und vergibt hierbei die Chance eine wirklich packende Inszenierung daraus zu machen. Der Mix an Genres schafft es nicht ein stimmiges Bild zu ergeben. Die surrealen Sequenzen, in denen die Cheneys Shakespeare-Bösewichte rezitieren, um ihre dunklen Pläne vorausahnen zu lassen oder Alfred Molina als Kellner die Verletzung der Menschenrechte aus einem Menü vorliest sind witzig, wirken in dem Fetzenbild an Situationen und Botschaften seltsam verloren.

    Es ist bei dem Film auch nicht ganz klar, ob McKay sich hier lustig macht oder heulend-schreiend eine Anklage erhebt. Der Film entfernt sich immer wieder von Cheney nur um zwangsweise zurück zu oszillieren. Eine mehrteilige Serie wäre hier eindeutiger besser gewesen sich auf eine ganze Ära an konservativer Radikalisierung zu widmen. Nicht nur auf eine einzige Person.
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    (Susanne Gottlieb)
    13.02.2019
    23:57 Uhr
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