Filmkritik zu Nina

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  • Bewertung

    Verliebt in die Leihmutter

    Exklusiv für Uncut vom Transition Filmfestival
    Seit 2012 zeigt das Transition Film Festival ausgewählte Filme zu verschiedenen Menschenrechtsthemen und verbindet dabei die Themenschwerpunkte Minderheiten/Migration mit dem Queer Cinema. Dieses Jahr wurde als Eröffnungsfilm der polnische Spielfilm „Nina“ ausgewählt: das Debut von Olga Chajdas handelt von einer Frau, die sich inmitten einer Dreiecksgeschichte wiederfindet und sich infolgedessen Fragen zu den Auswüchsen von Leidenschaft und Verantwortung stellt.

    In Ninas (Julia Kijowska) und Wojteks (Andrzej Konopka) Alltagsleben ist Tristesse eingekehrt: Sowohl auf beruflicher Ebene - sie ist Französischlehrerin, er Besitzer einer Werkstatt – als auch im Hinblick auf ihre Ehe passiert einfach nichts Neues. Deshalb soll ein Kind Abhilfe schaffen. Nachdem der Nachwuchs jedoch auf sich warten lässt, wird die Idee um eine Leihmutterschaft aufgegriffen. Als das Paar dann zufällig die junge Magda (Eliza Rycembel) kennenlernt, scheint die perfekte Kandidatin gefunden. Doch diese weiß nichts von ihrem Glück und ein weiteres Problem kommt allmählich zum Vorschein: denn Nina und Magda verlieben sich ineinander.

    Die größte Schwierigkeit, die „Nina“ beinhaltet, ist wohl das inkonsistente Drehbuch: gerade die titelgebende Protagonistin wird einerseits als zentrale Figur inszeniert, mit der man als ZuseherIn mitfühlen soll, das angestrebte Identifikationspotenzial kann sich aber aufgrund der kühlen schauspielerischen Herangehensweise und fehlenden Chemie zu den weiteren Darstellern nicht wirklich entfalten. Gerade die Beziehung zwischen Nina und Magda, auf die sich die Handlung ja fokussiert, wird eher als Ausleben von Ninas scheinbarer Midlife-Crisis verstanden als eine Erfüllung wahrer Liebe - was aber eigentlich das augenscheinlich beabsichtigte Ziel gewesen wäre. Interessant erscheinen hier auch die Verweise zu Godards „Le Mépris“, wenn auch der kontextuelle Gebrauch nicht ganz schlüssig ist.

    Punkten kann Chajdas allerdings mit der Musik, welche sicherlich ein Highlight des Films darstellt. Gerade die Tanzszenen oder jene, die sich aufgrund ihrer speziellen, entschleunigten Inszenierung von der eigentlichen Handlung abgrenzen, stechen hier besonders hervor. Allerdings funktioniert auch hier der Übergang zwischen den Szenen nicht immer einwandfrei. Auf narrativer Ebene scheint sich „Nina“ zwischendurch auch wieder zu fangen, nachdem der Anfang sehr schleppend beginnt. Man hätte die erste halbe Stunde ohne Probleme sicherlich auch streichen können.

    Im Großen und Ganzen sieht Olga Chajdas Debutfilm nicht schlecht aus und er hört sich auch nicht schlecht an: die Kamera und der Soundtrack hinterlassen einen wirklich guten Eindruck. Das Drehbuch leider weniger und auch die Schauspieler sind nicht gerade überragend. Was wirklich schade ist, denn es wirkt gerade so, als wäre reichlich Potenzial vorhanden, vor allem auch aufgrund der Thematik, welches schlussendlich aber dann doch nicht ganz ausgeschöpft werden konnte. Die allgemein vorherrschende Inhomogenität und das – jedenfalls für mich - unbefriedigende Ende bestätigen das nochmal.