Filmkritik zu Wildlife

Bilder: Sony Pictures Fotos: Sony Pictures
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    Paul Dano gibt sein Regiedebüt

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Es scheint wohl ein Trend zu sein, dass immer mehr Schauspieler mit der Zeit auch hinter der Kamera aktiv werden. So auch Paul Dano, der unter anderem durch seine Rollen in „Little Miss Sunshine“ oder „There Will Be Blood“ bekannt wurde. Für „Wildlife“, bei dem er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin (und ebenfalls als Schauspielerin tätigen) Zoe Kazan das Drehbuch schrieb, konnte er immerhin schon mal zwei bekannte Namen Hollywoods gewinnen: Carey Mulligan und Jake Gyllenhaal.

    Jeanette (Carey Mulligan) und Jerry Brinson (Jake Gyllenhaal) ziehen gemeinsam mit ihrem Sohn Joe (Ed Oxenbould) Anfang der 60er-Jahre nach Montana. Es kriselt in der Ehe der Eltern, da sich Jerry, nachdem er seinen Job in einem Golfklub verloren hat, den Feuerwehrmännern am Rande der Stadt anschließen will, um einen Waldbrand zu bekämpfen. Jeannette ist aufgrund der Gefahr und Ungewissheit wütend und wendet sich in Jerrys Abwesenheit dem gutsituierten und wesentlich älteren Warren Miller (Bill Camp) zu. Und der vierzehnjährige Joe muss hilflos dabei zusehen, wie seine Familie langsam zerbricht.

    „Wildlife“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Richard Ford, der aus der Sicht von Joe erzählt wird. Auch bei der filmischen Adaption nimmt Joe die zentrale Rolle ein. Joe ist zwar der Jüngste der drei Protagonisten, besitzt jedoch den klarsten Blick auf die Vorgänge im Elternhaus. Er wirkt sehr reif für sein Alter, gerade wenn Jeannette nach Jerrys Weggang Joe ihre Probleme anvertraut und zu vergessen scheint, wen sie vor sich hat.

    Oxenboulds Performance ist wohl ein Highlight des Films. Er erweist sich als wahrer Glücksgriff für die Darstellung des äußerst vernünftigen Jungens, der in für sein Alter untypische Probleme hineingezogen wird. Aber auch Carey Mulligan überzeugt in gewohnt charmanter Manier, deren Rolle manchmal etwas skurril anmutet. Wenn sie zum Beispiel vor den Augen ihres Sohnes über ihre Handfläche Mister Miller einen Kuss gibt. Oder ihrem Sohn erklärt, dass sie dessen Namen gewählt hat, weil dieser so „plain“ ist. Gyllenhaal verblasst dagegen etwas, allerdings hat er auch wesentlich weniger Screentime.

    Das Drehbuch wirkt an manchen Stellen stärker als an anderen, vor allem während der ersten Hälfte, wenn Jeannette mit Jerrys Abreise konfrontiert ist. Insgesamt betrachtet handelt es sich bei „Wildlife“ jedoch um ein vorzeigbares Regiedebüt seitens Dano, wenn der Film auch nicht wirklich was neues zeigt oder seine filmischen Möglichkeiten auskostet. Er beweist aber immerhin ein gutes Auge was die Ausstattung betrifft und wartet mit einem einfachen, jedoch fantastischen Endbild auf.