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  • Bewertung

    Ein Film für ruhelose Menschen mit gebrochenem Herzen

    Eldritch Advice
    Obwohl „Streets of Fire“ mancherorts Kultstatus genießt, und für Filmemacher Walter Hill eine Herzensangelegenheit darstellte, floppte dieser Film nicht nur als er in die Kinos kam, sondern ist selbst heute, in einer Zeit in der die 80er Jahre wieder aufleben, vielen Cineasten völlig unbekannt. Ich selbst habe erst durch die Empfehlung eines Freundes von diesem Werk erfahren. Nach Begutachtung des Trailers, wusste ich aber sofort, dass „Streets of Fire“ ein Bestandteil meiner Filmsammlung sein muss. Nur wenige Tage später, war die, äußerst schön gestaltete, Blu-Ray-Veröffentlichung mein. Normalerweise endet es oft in einer Tragödie wenn ich mit großen Erwartungen an einen Film herangehe, so war ich etwa nach „The Predator“ (2018) gut zwei Tage lang nicht ansprechbar, aber zum Glück ist dies hier eine andere Geschichte.

    In einer anderen Zeit und einem anderen Ort befindet sich eine Stadt im Aufruhr: Die Lokalheldin und Rockstar Ellen Aim wird von der Bikergang „The Bombers“ entführt; schließlich hat ihr Anführer Raven ein Auge für Schönheit und da er keine Gegenwehr fürchtet, nimmt er sich einfach was und wen er will. Die Polizei will es nicht mit den „Bombers“ aufnehmen, also heuert Ellens Freund Billy den Söldner Tom Cody an um sie aus den Klauen von Raven zu befreien.

    Ich muss sagen … dieser Film fand sofort seinen Weg in mein Herz.

    Obwohl „Streets of Fire“ über keinerlei fantastische Elemente verfügt, wird uns tatsächlich eine Welt präsentiert, die sich in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort befindet; es ist eine Welt in der auf eine bizarre sowie faszinierende Art und Weise die 50er und 80er Jahre zu einem homogenen Ganzen verschmolzen wurden. Hier haben Gangs das Sagen und obwohl Gewalt an jeder Ecke lauert, so wird mit ihr doch spielerisch und charmant umgegangen. Dies mag zwar sehr falsch klingen, ist aber ein wichtiger Bestandteil der Ästhetik dieses Films. Obwohl klar ersichtlich ist, dass viele Szenen vor Ort in Chicago gedreht wurden, wurden dennoch etliche grandiose Sets verwendet um Nachtszenen auch bei Tag drehen zu können und somit dem Film ein besonderes Ambiente zu verleihen. So bezeichnet sich „Streets of Fire“ vollkommen zu Recht als „Rock & Roll Fable“. Zwar bedient sich der Film einem simplen „Jungfrau in Nöten“-Handlungsfaden, aber punktet dennoch durch seine „Neo-Noir“-Ästhetik, einem großartigen Cast, sowie phänomenaler Musik. Ohne Bruce Springsteen nahe treten zu wollen, erachte ich es als Glücksfall, dass sein Song „Streets of Fire“ aufgrund von Streitigkeiten seinen Weg nicht in diese Produktion fand. Wäre dies der Fall gewesen, hätte der Musiker Jim Steinmann die „Wagnerian Rock“ Meisterwerke „Nowhere Fast“ und „Tonight is what it means to be young“ nicht in allerletzter Minute verfassen müssen und der Film wäre damit einem grandiosen Beginn und Ende beraubt worden.

    Wie bereits erwähnt verfügt „Streets of Fire“ über eine hervorragende Besetzung. Die damals erst 18-jährige Diane Lane ist als Ellen Aim atemberaubend, Willem Dafoe bietet als der Schurke Raven eine herausragende Leitung in seiner damals noch jungen Karriere, Rick Moranis als Billy Fish beweist, dass er auch dramatische Rollen beherrscht und der leider viel zu früh verstorbene Bill Paxton zeigt in seiner Nebenrolle als der Barkeeper Clyde, dass er nur ein paar Sekunden benötigt um einen Film durch seine Präsenz noch besser zu machen. Schade ist nur, dass zwei weiteren tollen Schauspielern eine größere Karriere nach diesem Film verwehrt blieb, denn Michael Paré als der Protagonist Tom Cody und Amy Madigan als „Tomboy“ McCoy fallen im Vergleich zu den oben genannten Künstlern nicht ab, sondern sind ganz im Gegenteil auch ein Highlight dieser Produktion.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Es ist offensichtlich, dass „Streets of Fire“, mit seiner Mischung aus 50er Jahre Nostalgie und der zeitgenössischen Popkultur der 80er Jahre seiner Zeit weit voraus war. Würde der Film heute, in dieser Form, in den Kinos laufen, würde er meiner Meinung nach gewiss nicht floppen. Allerdings verstehe ich wieso dies damals der Fall war; schließlich kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Film gegenwärtig erfolgreich wäre, der die 80er Jahre mit Elementen aus der heutigen Zeit „verunstalten“ würde. Die Gegenwart ist bekanntlich nicht verklärt, weswegen das Publikum generell milder auf Liebeserklärungen an die Vergangenheit blickt. Aus jetziger Sicht ist „Streets of Fire“ ein regelrechter Geheimtipp; ein Schatz der Tief in den Regalen des heimischen Fachhandels verborgen ist.

    Ich liebe dieses Werk! Obwohl es nicht perfekt ist und im Übergang zwischen dem zweiten und dritten Akt einige wenige Längen hat, ist man sich stets bewusst einen besonderen Film zu sehen. Für mich ist es einer jener Filme, die mein Leben unglaublich bereichern und sofort Glücksgefühle in mir auslösen. Sein Soundtrack ist ein fester Bestandteil meines Lebens. Wer großartige Musik, Neo-Noir Ästhetik, Actionfilme und moderne Märchen mag, dem sei auch dieser Film angeraten. „Streets of Fire“ wird nicht nur bald wieder seinen Weg in meinen Blu-Ray-Player finden, sondern ist darüber hinaus auch eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    (Thorsten Schimpl)
    05.10.2018
    21:21 Uhr