Filmkritik zu The Ranger

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  • Bewertung

    Blutgerichte in Maine

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    In den frühen 80ern brach der mittlerweile weltbekannte Regisseur Sam Raimi sein Literaturstudium ab, um mit seinem Fun-Splatter „Tanz der Teufel“ die Kinolandschaft für immer zu verändern. Denn obwohl Raimi große Schwierigkeiten hatte, den Film überhaupt fertigzustellen, trat er damit innerhalb weniger Jahre einen Kult los, welcher bis zum heutigen Tag andauert. Nach Tanz der Teufel, oder im Original „The Evil Dead“, kamen unzählige Filme wie das „Freitag der 13.“-Franchise, „Spook“, „Wrong Turn“, „Cabin Fever“ und nicht zu vergessen die noch viel trashigeren „Tanz der Teufel“-Sequels. Die „Cabin Horror“-Filme überfluteten Mitte der 80er den Videomarkt. Und auch wenn die Jüngeren unter uns die Blütezeit der Videotheken noch nicht erlebt hatten, ist uns die altbekannte Formel geläufig. Eine Gruppe Teenager nistet sich in einer alten, abgeschiedenen Hütte ein und wird von einem Killer, gleich ob menschlicher oder fantastischer Natur, tyrannisiert und einer nach dem anderen abgemurkst. In genau jene Kerbe schlägt auch der US-Slasherfilm „The Ranger“, welcher seine Premiere am 22. März auf dem SXSW-Festival feierte.

    Der Film beginnt mit einigen Flashbacks der Protagonistin Chelsea, die sich an ihre Kindheit im idyllischen Blackwood Point National Park erinnert. Nun sitzt sie mit ihrer Punkband in einem Club und schnieft eine Line Kokain. Als wenige Minute später die Polizei auftaucht, um eine Razzia durchzuführen und Chelsea dabei beinahe festgenommen wird, sticht ihr Freund einen der Wachmänner nieder. Nach der Flucht beschließt die Truppe eine Zeit lang unterzutauchen. Die Jagdhütte von Chelseas verstorbenem Onkel bietet sich dafür an. Der ansässige Parksheriff ist von den Neulingen jedoch überhaupt nicht begeistert. In den folgenden 60 Minuten kommen nicht nur Äxte, Flinten und Bärenfallen zum Einsatz, sondern auch einige dunkle Geheimnisse des Nationalparks ans Tageslicht.

    Regisseurin Jenn Wexler hat mit ihrem Debutfilm eines definitiv bewiesen: Sie kennt das Genre. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Stunden die Dame vor all den 80er-Slasher-Filmen verbracht haben muss. Die Zahl muss aber im Unermesslichen liegen, denn „The Ranger“ kommt keine zwei Minuten aus, ohne eine Anspielung auf „Freitag der 13.“ oder „Evil Dead“ zu bieten. Der Film lässt sich eigentlich in vier Worten zusammenfassen: „Von Fans, für Fans“.

    Jener Fanservice spiegelt sich auch in der Optik des Films wieder: Weitwinkellinsen, „Centerframing“ und schier tausende Close-ups. Wäre das Bild nicht so scharf gewesen, hätte man meinen können, dass ein VHS-Player am Projektor hängt.

    Aber der Film stimmt einen nicht nur wegen der technischen Aspekte nostalgisch. Pinke Haare, Lederjacken, tragbare Kassettenspieler, jedes Detail hilft dem Zuschauer sich noch leichter in die 80er Jahre versetzt zu fühlen.

    Splatter-Fans kommen mit „The Ranger“ auch auf ihre Kosten. Gerade zum Showdown hin spritzt das Blut in alle Ecken. Am Ende des zweiten Aktes versucht der Film mit einigen recht grenzwertigen Szenen zu schocken, besinnt sich aber rasch wieder auf seine gewollte Absurdität. Auf billiges CGI-Blut verzichtete man hier komplett, die Gore-Effekte sind alle handgemacht und sehen zumeist wirklich hochwertig aus.

    Ebenfalls hervorzuheben ist das Schauspiel der Hauptdarstellerin Chloe Levine, welche man aus dem Horror-Drama „The Transfiguration“ kennen könnte, welches vor zwei Jahren in Cannes seine Premiere feierte, und ebenfalls auf dem Slash Filmfestival zu sehen war. Die „Lost deer in the woods“-Nummer ist zwar bei weitem nicht mehr originell, für diesen recht klassischen Film jedoch genau das Richtige. Vor allem nach der Auflösung gewisser Twists wirkt die Figur Chelsea um vieles menschlicher als ihre Kumpanen. Dies ist aber nicht weiter schlimm, da deren Aufgabe sowieso nur darin liegt, mit einem schönen Splatter-Effekt den Löffel abzugeben.

    Einziges Manko ist der namensgebende Ranger, gespielt von Jeremy Holm, welchen man öfter bei TV-Serien wie „House of Cards“ oder „Mr. Robot“ zusehen bekommt. Seine Figur sorgt zwar zu Anfang des Filmes für einige Lacher, die Performance und Charakterentwicklung wirkt aber gegen Ende des Filmes etwas zu „over the top“.

    Summa summarum lässt sich also sagen, ein flott inszenierter, splattriger Retro-Slasher mit einer tollen Hauptdarstellerin. Was will man mehr?!
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    24.09.2018
    21:09 Uhr