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  • Bewertung

    Bloody Christmas

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Blutrünstige Zombies, kitschige Weihnachtsdekoration und eingängige Popsongs. Was zunächst nach einem heillosen Genredurcheinander klingt, funktioniert in der Weihnachtsmusicalhorrortragödie „Anna and the Apocalypse“ nicht nur erstaunlich gut, sondern stellt sogar ob seines erfrischenden Humors und grandioser Musikeinlagen ein seltenes Novum an Originalität innerhalb des Genrekinos dar.

    Basierend auf dem Kurzfilm „Zombie Musical“, des mittlerweile verstorbenen Regisseurs Ryan McHenry, der 2010 für sein Werk einen BAFTA gewinnen konnte, realisierte John McPhail den Film „Anna and the Apocalypse“ als schrullig-schauriges Musical, das zwar schwer einer Kategorie zuzuordnen ist, dafür umso mehr ins Ohr geht, nicht umsonst wird das Werk als eine Mischung zwischen Edgar Wrights „Shaun of the Dead“ und dem letztjährigen Publikumsliebling „La La Land“ beschrieben. Der Film feierte seine Premiere am Fantastic Fest 2017 und soll Ende des Jahres, passend zur Weihnachtszeit, in den Kinos anlaufen.

    Der Film folgt der adoleszenten Protagonistin Anna (Ella Hunt) kurz vor Weihnachten, die nach dem Highschoolabschluss plant Australien zu bereisen, anstatt dem Wunsch ihres Vaters (Mark Benton) nachzugehen, der sie studieren sehen möchte. Nach einem heftigen Streit mit diesem trifft sie sich mit ihrem bestem Freund John (Malcolm Cunning) singend und tanzend am Weg zur Schule. Beide schaffen es dabei sämtliche Untote und das damit einhergehende Chaos, welches sich in der schottischen Kleinstadt bereits ausgebreitet hat, vollständig zu ignorieren. Umso mehr überrascht es die beiden, als sie plötzlich aus dem Nichts von einer Gestalt im Schneemannkostüm attackiert werden, die, selbst nachdem sie von einer Wippe geköpft wurde, immer noch in Beißlaune zu sein scheint. Nach einer anfänglichen Phase der Verleugnung, muss sich Anna recht schnell der Realität stellen und akzeptieren, dass sie sich inmitten einer waschechten Zombieapokalypse befinden. Als sie Schutz im lokalen Bowlingcenter finden, in dem Anna und John nebenbei arbeiten, werden sie mit den zwei Schulkollegen Steph und Chris wiedervereint, mit denen sie von da an gegen die hungrigen Wiedergänger kämpfen. Gemeinsam mit dem arroganten Nick, der sichtlich Spaß am Eliminieren der Zombies zu haben scheint, schmieden sie einen Plan, um unbeschadet zur Highschool zu gelangen, wo sie sich erhoffen wieder mit Freunden und Familie vereint zu werden. Eben noch von alltäglichen Teenagerproblemen geplagt, muss die Gruppe realisieren, dass es tatsächlich um Leben und Tod geht, und nicht jeder von ihnen den Untoten entkommen kann.

    „Anna and The Apocalypse“ bietet nicht nur Spaß und Spannung für hartgesottene Horrorfans, sondern hat auch für Nicht-Genrebegeisterte allerhand Sehenswertes. Der Film funktioniert auf emotionaler Ebene hervorragend, er vermittelt über Heiterkeit, Skurrilität, Trauer und Ekel eine ganze Bandbreite an Gefühlen, und dennoch gelingt es ihm nie in Richtung Kitsch abzudriften. Neben den gelungenen darstellerischen Leistungen, sind vor allem die musikalischen hervorzuheben, die nicht nur catchy und eingängig sind, sondern gleichzeitig eine wunderbare Symbiose mit der schräg-schaurigen Atmosphäre eingehen und diese zusätzlich untermalt. Auch wenn die einzelnen Charaktere stark überzeichnet sind und gängige Horrortropen bewusst etabliert werden, so bleibt dem Narrativ trotzdem etwas Einzigartiges haften.

    Dem Film gelingt es zusätzlich ein Ende zu schaffen, dass weder forciert noch konstruiert wirkt und dem Zuseher Raum gibt, sich selbst eine Bedeutung zu wählen, denn wie bereits im wohl wichtigsten Song des Films angekündigt wurde : „There’s no such things as a Hollywood ending!“

    Übrigens: Das Team des Slashfestivals hat sich zur Premiere des Films etwas ganz Besonderes überlegt und das Filmcasino im Rahmen von „Weihnachten im September“ in ein Weihnachtswunderland mit Keksen, Punsch und dazu passender Musik verwandelt.
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    (Julia Pogatetz)
    26.09.2018
    16:55 Uhr